: Streit um UN-Mandat
■ Einwände von Kroatien und Bosnien / Karadi droht erneut UN-Truppen
New York/Pale/Sarajevo (dpa/ AFP) – Drei Tage vor dem Ablauf des Mandats für die UN-Truppen in Kroatien ist noch unklar, mit welchen Auftrag das von 15.000 auf 8.000 Mann verminderte Blauhelmkontingent künftig eingesetzt wird. Die Überlegungen im Weltsicherheitsrat sind zudem auf Kritik der Regierungen Kroatiens und Bosniens gestoßen. Beide monieren unter anderem, daß die Namen ihrer Staaten bei der Bezeichnung der umgruppierten Truppen nicht auftauchen. Dies bezieht sich auf einen Vorschlag des UN-Generalsekretärs Butros Butros Ghali, die bisherige Unprofor (United Nations Protection Force) in drei weitgehend selbständige Operationen aufzuteilen: UNPF-1 für Kroatien, UNPF-2 für Bosnien-Herzegowina und UNPF-3 für Makedonien.
„Wir können die Auslassung des Namens unserer Republik aus dem Titel einer UN-Mission, die in unserer Republik operiert, nicht dulden und deshalb (diese) Vorschläge nicht akzeptieren“, heißt es in einem Brief des stellvertretenden bosnischen UN-Botschafters Ivan Misić an den Generalsekretär. Auch Kroatien hatte vorher schon gefordert, daß der Staatsname in der Bezeichnung der Mission enthalten sein müsse. Gegen „United Nations Forces in Croatia“ hatten unter anderem die Deutschen Bedenken erhoben, da die Aussprache der Abkürzung UNFIC für Politiker und Fernsehkommentatoren als problematisch empfunden wurde.
Die kroatische Seite monierte auch, daß der Umfang der Kontrollen, die die UN-Soldaten an den internationalen Grenzen des Landes vornehmen sollen, nicht genau genug definiert worden sei. So muß noch geklärt werden, ob die Blauhelme sich darauf beschränken sollen, Zwischenfälle an den Grenzen zu Bosnien-Herzegowina und Serbien sowie in der Pufferzone zu den Krajina-Serben zu registrieren oder ob sie auch einschreiten sollen. Offen ist zudem, ob die Blauhelme an festen Stützpunkten stationiert oder als mobile Patrouillen eingesetzt werden.
Der Führungsstab der UN- Truppen in Sarajevo beriet unterdessen am Dienstag über die bisherigen Kriterien für eventuelle Luftangriffe im Falle serbischer Attacken auf die Schutzzonen in Bosnien. Dies wurde von einem UN- Sprecher „mit den Ereignissen der letzten Tage“ begründet. Ein Ergebnis der Beratungen wurde zunächst nicht bekannt. Mit den „Ereignissen“ dürften die Drohungen des bosnischen Serbenführers Radovan Karadžić gegen UN-Truppen gemeint sein, sollten diese Luftangriffe der Nato auf serbische Stellungen anfordern.
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