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Restlaufzeiten

■ betr.: „„Kohle klar, Rest offen“ und „Pferdehändler unter sich“, taz vom 18./19.3. 95

Am 17. und 18. März 95 ist in der Presse von der Veröffentlichung der Studie „Energie 2010“ zu lesen. Es wäre schon erfreulich, wenn sich innerhalb der SPD gegen Gerhard Schröders Vorstellungen von sogenannten Restlaufzeiten von 25 bis 30 Jahren wenigstens die alte Forderung nach einer Ausstiegsfrist von zehn Jahren – wenn auch erst vom Jahr 2000 an – wieder durchsetzen würde. Bei den öffentlichen Reden um den Atomenergie-Konsens bleibt aber immer wieder die wichtigste Begründung für den Ausstieg aus der Atomenergie unausgesprochen. So könnte es den Anschein haben, als sei das Zehn-Jahre-Ziel der SPD tatsächlich befriedigend.

Die Forderung nach sofortiger Stillegung aller Atomkraftwerke in der Bundesrepublik kann nicht nur mit dem Schock der Katastrophe von Tschernobyl begründet werden. Vielmehr müssen die Ergebnisse der Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke Phase B von 1989 und der Arbeiten des Kernforschungszentrums Karlsruhe, die 1993 veröffentlicht wurden, beachtet werden. Es ist seitdem bekannt, daß es in deutschen Atomkraftwerken zu schweren Kernschmelzunfällen mit Zerstörung des Sicherheitsbehälters, zum Beispiel durch Wasserstoffexplosion, kommen kann, in deren Folge weite Landstriche auf viele Jahre unbewohnbar werden. Dann wird der Verlust von vielen zehntausend Menschenleben durch tödliche Krebserkrankungen, aber auch eine schwere Schädigung aller Wirtschaftskräfte in dem betroffenen Gebiet zu beklagen sein. Für die gesamte Bundesrepublik wäre das eine gesellschaftliche Katastrophe. Im übrigen dürfte allgemein bekannt sein, daß jederzeit mit dem Eintreten einer solchen Katastrophe gerechnet werden muß.

Politisch verantwortlich gegenüber der Bundesrepublik und ihren Bewohnern kann nur der handeln, der sich dieser Dimension der Gefährdung durch den Betrieb von Atomkraftwerken bewußt bleibt. Ihm wird sich von selbst aufdrängen, daß die sofortige Stillegung der Atomkraftwerke durchgesetzt werden muß. Anna Masuch, Bürgerinitiative

Umweltschutz Hannover

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