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Leben und leben lassen

■ Papst-Enzyklika zu Abtreibung, Sterbehilfe, Genmanipulation, Todesstrafe

Rom (taz) – Mit einem „Lehrschreiben an alle Gläubigen“ (Enzyklika) unter den Titel „Evangelium vitae“ hat Papst Johannes Paul II. erneut seine Glaubenssätze zu Empfängnisverhütung, künstliche Befruchtung, Abtreibung, Schutz des Lebens, aber auch zur Genmanipulation, zu Experimenten mit Embryonen und zur Sterbehilfe bekräftigt.

Das Schreiben war seit mehr als einem Jahr erwartet worden. Die wiederholten Verschiebungen deuten Vatikanologen als Zeichen für tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Kurie und des Beraterteams Karol Wojtylas.

Inhaltlich bleibt die Enzyklika weitgehend bei den Vorgaben, die der von drei Jahren veröffentliche revidierte Universale Katechismus aufweist: Klares Nein zu allen Formen des Eingriffs in werdendes Leben von der Zeugung ab, nein zu jeder Form auch von Manipulationen der „gottgegebenen“ Natur und des „Naturgesetzes“. Spezifiziert werden einige Sonderaspekte, etwa das Verbot, klinisch Tote weiter künstlich „am Leben“ zu erhalten, und die Euthanasie. Böse Polemiken wenden sich gegen eine Wissenschaft ohne Glauben und Moral.

In den vergangenen Wochen waren Gerüchte aufgekommen, daß das Lehrschreiben auch eine explizite Verurteilung der Todesstrafe enthalte. Dies ist nicht der Fall – wobei das Dokument jedoch einige Interpretationen zuläßt, die auf eine Abkehr von der bisherigen ausdrücklichen Erlaubnis des Tötens von Staats wegen hinweisen könnte. Werner Raith

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