Ein Kraftwerk weniger

■ Bayernwerk stoppt den geplanten Gas-Kohle-Block Franken III

Nürnberg (taz) – Das Bayernwerk AG hat auf die geringeren Zuwachsraten des Stromverbrauchs reagiert. Nach einer Vorstandssitzung stoppte es gestern den seit zehn Jahren heftig umstrittenen Bau eines dritten Blocks des Kraftwerks Franken in Erlangen- Frauenaurach. Das Großkraftwerk Franken AG (GFA), eine Bayernwerk-Tochter, zog seinen Bauantrag für das 2,2 Milliarden Mark teure Projekt zurück.

Der Gas-Kohle-Block mit 750 Megawatt Leistung hätte über seinen über 100 Meter hohen Schornstein allein 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in die Luft geblasen. Naturschützer, Bürgerinitiativen und Kommunen hatten seit Anfang der 80er Jahre dagegen mobil gemacht. 35.000 BürgerInnen erhoben Einwände im Rahmen des Erörterungsverfahrens. Im April 1993 gab Bayerns damaliger Umweltminister Peter Gauweiler trotzdem grünes Licht für den dritten Block in Erlangen- Frauenaurach, stellte aber die Stillegung von zwei Blöcken des veralteten Ölkraftwerks in Ingolstadt in Aussicht. Im Dezember letzten Jahres kündigte das Wirtschaftsministerium als zuständige Energieaufsichtsbehörde schließlich eine Überprüfung an, ob die geplante Kapazität von 750 Megawatt überhaupt noch nötig sei. Angesichts der „mittelbaren Beteiligung der Bayernwerk AG an den Isar-Amper-Werken“ könnten, so fand Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, die bislang eher konkurrierenden Unternehmen vorhandene Kraftwerksreserven besser nutzen. GFA verschob den Baubeginn auf unbestimmte Zeit.

Mit der jetzt gefällten Entscheidung gibt das Bayernwerk AG den Umweltschutzorganisationen recht. Die hatten damit argumentiert, daß das Bayernwerk AG vor allem wegen seines Engagements in der Tschechischen Republik und in der Slowakei genügend Energiereserven habe.

Zudem hatte man bei GFA und Bayernwerk stets mit überhöhten Zuwachsprognosen beim Stromverbrauch gerechnet. Während bei den Naturschützern jetzt die Sektkorken knallen, ist bei Siemens die Laune weniger gut. In Erlangen sitzt die Energiesparte „Kraftwerksunion“ (KWU) des Konzerns. Ihr geht ein Auftrag im Volumen von etwa 300 Millionen Mark verloren. Bernd Siegler