: Schiß vor der PDS -betr.: Diskussion um PDS
Betr.: Diskussion um PDS
Da sind sie wieder, diejenigen, die alles wissen und doch nichts begriffen haben. Glaubt mensch den Leserbriefen in der taz, dann gibt es in Bremen die ökologische und demokratische Alternative namens PDS. Ich reibe mir ehrlich gesagt die Augen ob der Unverfrorenheit, mit der die Partei des demokratischen Sozialismus sich als einzig konsequente Kraft in diesen Politikfeldern profiliert. Schließlich kann ich mich genau daran erinnern, daß etliche der konstituierenden Kräfte der heutigen PDS uns GründerInnen der Initative demokratischer SozialistInnen Anfang der achtziger Jahre mit Nachdruck einreden wollten, daß unser Name schon deswegen antikommunistisch sei, weil Demokratie und Sozialismus untrennbar miteinander verbunden sind.
Nun hat sich der Titel zumindest östlich der Elbe als Mogelpackung herausgestellt. Schwerste Verbrechen gegen Umwelt und Menschenrechte waren das Konstitut der dortigen Gesellschaft. Und die Partei, die sich ausdrücklich zu dieser Geschichte bekennt, erklärt das Ganze per Parteitagsbeschluß zum Irrtum und macht menschenrechtsverletzende Spitzel zu Bürgermeisterkandidaten, hat erhebliche Strömungen von Stalinisten in ihren Reihen, organisiert nach der Einschätzung unserer ostdeutschen Parteifreunde aus der Bürgerrechtsbewegung wesentliche poststalinistische Seilschaften und stellt dort in ihrer Mehrheit kein linkes Projekt dar.
Es mag ja sein, daß es Lernprozesse gegeben hat, aber das derzeitige Trommelfeuer auf Bündnis 90/Grüne belegt eher die Tradition des Abos der absoluten Wahrheit. Und sollte die sich als falsch herausstellen, dann war's eben wieder einmal ein Irrtum. Wieviel Verdrängungspotential braucht eigentlich ein Mensch, um die Fehler der eigenen Vergangenheit dermaßen zu ignorieren. Heißt die Maßeinheit für dieses Potential eigentlich Gysi (die Variante für den Menschen, der den hohen Unterhaltungswert liebt), Bisky (für den mehr trockenen Biedermann), Brie (für die konspirative Variante), Wagenknecht (für's Grobe)?
Nee, Leute, Populismus, Verdrängung und Aktionismus mögen ja ganz effektvoll sein, aber sie ersetzen nicht die ehrliche Auseinandersetzung mit dem Versagen bestimmter Politikmodelle. Bei allen Problemen mit den Schwierigkeiten, die meine eigene Partei mit vielen Fragen der aktuellen Politikgestaltung hat, diese Widersprüche sind für mich leichter zu ertragen als die Doppelmoral der PDS'ler.
Helmut Zachau
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen