: Kein Preis ist der Preis der Sparkasse
■ Als Nölle nicht Rennvereins-Vorstand wurde, zog die Sparkasse ihr Galopp-Preisgeld zurück
„Irgendwie sind Pferde wie Kinder. Das muß sich nicht rechnen“, sagt Bernhard Scheele, Vorsitzender des Galopp-Clubs Bremen e.V. 67 Mitglieder hat der Verein, gestern waren sie selbstverständlich da und feierten mit dem Bremer Rennverein und hunderten von schau- und wettlustigen Pferdeliebhabern die Eröffnung der diesjährigen Rennsaison auf der Bremer Galopp-Rennbahn in der Vahr. Stolz präsentierte Scheele seine neue Werbebroschüre - druckfrisch steht da: „Fest steht, daß Pferde für uns Menschen etwas ganz Besonderes sind“, sie sind „temperamentvoll, aber gutmütig, schön und gleichzeitig stark“.
Höhepunkt des Rennngeschehens: der „Preis der Gartenstadt Vahr“ (Preisgeld insgesamt 17.000 Mark, 1. Platz davon: 10.000.-) das überraschend Dimantino machte. „Das ist ein Arbeitstitel“, entschuldigt sich der geschäftsführende Vorstand des Rennvereins, Dietz R. Edzard. Eigentlich heißen die großen Preise nämlich nach ihren Sponsoren: „Großer IDEE-Preis“, „Großer Preis der Bremer Spielbank“, „Jacobs-Pokal“, „Preis der Deutschen Bank-AG“. Nur läppische Arbeitstitel haben die Preise, wenn der Sponsor gerade ausgefallen ist und/oder ein neuer gesucht wird - solange muß der Rennverein selbst einspringen und die Preisgelder spendieren.
Im vergangenen Jahr hieß der großzügige Eröffnungspreis noch „Preis der Sparkasse Bremen“. Auf der Übersicht über die diesjährige Saison ist der Name des Geldinstitutes auch noch verzeichnet. Im Dezember 1994, sagt der Geschäftsführer, habe die Sparkasse dann plötzlich abgesagt. Mehr möchte er nicht sagen, um nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen. „Im nächsten Jahr ist die Sparkasse wieder dabei. Das empfinden wir.“
Die Hintergründe der Absage liegen auf der Hand: In den Gesprächen über die Reform und Modernisierung des Rennvereinswesens war für den Sparkassen-Vorstand Ulrich Nölle ein ehrenhafter Posten im Vorstand ausgehandelt worden. Als die Mitgliederversammlung im Juni vergangenen Jahres die Reform verwarf - sicherlich nicht unbeeinflußt von der Abkehr des alten Präsidenten Walter J. Jacobs - war neben dem pferdebegeisterten Staatsrat des Wirtschaftssenators, Frank Haller, auch Ulrich Nölle verärgert. Ohne weitere Begründung zog die Sparkasse in der Folge des Knatsches ihr 17.000-Mark-Preisgeld zurück und kündigte übrigens auch die zwei Logen in der überdachten Tribüne (jeweils 1000.- Mark im Jahr), die die Sparkasse für das ganze Jahr geordert hatte. Die Logen-Freiplätze erfreuen sich bei den Sparkassen-Angestellten großer Beliebtheit, weil man da in der ersten Reihe nach dem Wetten mitfiebern kann.
Der Rennverein versuchte nach der Absage, in Gesprächen mit anderen Vorstands-Mitgliedern der Sparkasse noch etwas zu retten - vergebens.
Bei aller diplomatischen Zurückhaltung sind die Leute beim Rennverein auch sauer. Beim Sektempfang gestern war Ulrich Nölle nicht da - „den haben wir natürlich nicht eingeladen“. K.W.
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