: Jäger will Geld für Messehallen
■ 130-Mio-Projekt soll noch vor Neuwahlen auf den Weg
Bremen soll erstklassiger Messestandort werden. Das zumindest wünscht sich eine Koalition aus Wirtschaftssenator Claus Jäger, dem Geschäftsführer der Messe Bremen, Sewig, und der Geschäftsführerin einer Firma für Fachausstellungen, Elfriede Lange. Daher müssen neue Messehallen neben der Stadthalle auf der Bürgerweide gebaut werden. 20.000 Quadratmeter überdachter Ausstellungsfläche sollen dort neu entstehen, damit Bremen endlich konkurrenzfähig auf dem „expandierenden Messemarkt“ werde. Auf „ein schnuckeliges kleines Messezentrum“ hofft Jäger.
Auf einer der letzten Senatssitzungen der jetzigen Bremer Regierung soll heute die Genehmigung des Projektes beschlossen werden. Zunächst braucht Jäger 4,1 Millionen Mark für die Projektausschreibung und, um die tatsächlichen Kosten für den Neubau zu ermitteln. Bislang können die nämlich nur geschätzt werden: zwischen 130 und 150 Millionen Mark. Da es dafür keinen Haushalt gibt, übernimmt das Wirtschaftressort die Kosten. Aus „den vorhandenen Fonds des WAP“ will Jäger das Geld nehmen, von dem bislang niemand weiß, wieviel es denn wird. An die Zustimmung der SenatorInnen glaubte der Wirtschaftssenator gestern: „Morgen läuft das!“
Mit den neuen Hallen hofft die Messe Bremen 200.000 BesucherInnen von Fachausstellungen nach Bremen zu locken. „Jeder Besucher einer Fachmesse bringt 500 bis 800 Mark an den Standort“, meint Messemann Sewig. Richtig Geld komme da „in unsere Mauern“. In erster Linie werden Hotels und Gaststätten davon profitieren, SouvenirhändlerInnen vielleicht noch. Was für die mit Steuergeldern subventionierte Messe GmbH übrig bleibt, konnte der Geschäftsführer nicht sagen. Zur Zeit könne man ja auch gar nicht planen, da die Fachverbände für die jetzigen Hallen nicht zu gewinnen sind.
Einen Trumpf haben Jäger und Sewig im Ärmel: 1997 soll zum zweitenmal die Dachdecker-Fachausstellung „Dach und Wand“ in Bremen stattfinden. Aber nur in neuen Hallen. „Jetzt reicht der Platz nicht aus“, weiß Herbert Spieß, Obermeister der Dachdeckerinnung. Bis Mai müsse er seinem Zentralverband sagen, ob in zwei Jahren große Hallen auf der Bürgerweide stehen. Sonst fahren die prognostizierten 50.000 Dachdecker woanders hin. Wenn Dach und Wand gelaufen ist, hofft Jäger auf weitere Fach-Ausstellungen.
Die Messelobbyisten stützen ihre Hoffnungen auf eine Studie einer Hamburger Marktforschungsagentur. Demnach bietet Bremen theoretisch alles, was eine Messestadt braucht: viele leere Hotels aller Preisklassen, eine gute Infrastruktur, Kultur, ein touristisches Rahmenprogramm. In anderen Städten wie Nürnberg oder Ulm sei das Konzept auch aufgegangen, für Bremen fahre der Zug allerdings langsam ab. „Wenn wir noch mitfahren wollen, müssen wir uns langsam mal dazu bekenen“. ufo
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