: Lufthansa bezahlt Diepgens Wahlkampf
■ Airline übernimmt für zwölf Journalisten die Flugkosten bei Diepgens China-Reise / Senatssprecher Butz traf die Auswahl
Bao-Bao hat gute Kontakte zur Lufthansa. Wenn am Karfreitag ein Panda-Weibchen aus China in den Zoologischen Garten eingeflogen wird, braucht sich der schwarzweiße Bär in Berlin über die Transportkosten keine Gedanken zu machen: Lufthansa zahlt.
Senatssprecher Michael-Andreas Butz hat mit dem Bambus- Fresser etwas gemeinsam. Wenn ab kommenden Samstag zwölf Journalisten den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen nach China zum Abholen der Panda-Bärin begleiten, braucht sich Butz um deren Transportkosten auch keine Sorgen zu machen: Die Lufthansa zahlt erneut. Gemeinsam mit dem Sprecher des Berliner Lufthansa-Büros am Ku'damm, Wolfgang Weber, stellte Butz eine exklusive Liste mit Berichterstattern zusammen.
Für das Unternehmen mit Milliardenumsatz sind die geschätzten 80.000 Mark Ticketkosten Kleingeld. Dennoch ist man in der Frankfurter Lufthansa-Zentrale darüber verwundert, daß ein halbes Jahr vor den Berliner Abgeordnetenhauswahlen rund 7.000 Mark teure Flugtickets dem Regierenden Bürgermeister zu fetten Schlagzeilen verhelfen sollen. Diepgen ist Spitzenkandidat der CDU. „So etwas ist noch nie vorgekommen“, meinte gestern Bernhard Jung von der Abteilung „Public Affairs“.
Der Berliner Lufthansa-Sprecher Weber wiederum wollte von Wahlkampfhilfe gar nichts wissen. Bei den Tickets handele es sich „um ein Geschenk an den Berliner Zoo“. Daß nicht der Zoo, sondern Diepgens Sprecher mitbestimmt hat, an wen diese Geschenke weitergereicht werden, habe einen einfachen Grund, so Weber. Damit es zwischen Airline und Senatskanzlei zu keinem organisatorischen Chaos kommt, habe er mit Butz gemeinsam eine Gruppe zusammengestellt. Butz habe sich dabei anfangs mit den angebotenen zwölf Tickets nicht zufriedengeben wollen.
Wenn die Panda-Aktion Diepgen als CDU-Spitzenkandidat nützen sollte, „ist das doch nicht mein Ding“, sagte Weber weiter. Schließlich sollte das Weibchen ursprünglich im vergangenen Herbst abgeholt werden. Daß China dies verzögert habe und nun entgegen früheren Planungen Diepgen persönlich fliegt, sei nicht vorhersehbar gewesen. Was sich die Lufthansa die Unterstützung der Diepgen-Reise kosten läßt, wollte Weber nicht sagen.
Senatssprecher Butz kann an der Angelegenheit ebenfalls nichts Anstößiges finden: „Ich bin verpflichtet, die Kosten des Senats so niedrig wie möglich zu halten.“ Wen er auf die exklusive Liste gesetzt hat, wollte er aber besser für sich behalten. Dirk Wildt
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