: Autolobby bestimmt Klimapolitik
■ Liz Barratt-Brown vertritt den National Resources Defense Council (USA)
taz: Unser konservativer Kanzler läßt offenbar eine fortschrittlichere Klimapolitik zu als der Präsident der USA ...
Liz Barratt-Brown: Der Hauptgrund ist die Angst der Regierung Clinton, bei den nächsten Wahlen 1996 zu scheitern. So trauen sich die Politiker nicht, die drei großen US-Autofirmen zu niedrigeren Quoten zu zwingen – obwohl klar ist, daß 80 Prozent der zusätzlichen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2000 durch Verkehr und Transport verursacht werden.
Das heißt, die Stagnation der US-Klimapolitik ist ein innenpolitisches Problem?
Sicher. Wenn wir es als Thema der Außenpolitik erkennen würden, würden wir handeln. Wenn es wirklich darum ginge, daß Länder wie China oder Indien in den nächsten Jahren zu mehr Klimaschutz bereit sind, dann würden die USA vorangehen. Denn nur dann entsteht in diesen Staaten eine Bereitschaft, mitzuziehen.
Wie massiv ist der Widerstand der Industrie?
Da konnte man in Berlin einige Veränderungen beobachten. Zum ersten Mal haben Versicherungen und Banken mit Vertretern von Greenpeace gesprochen. Und die Industrie, früher ein Block, ist in drei Gruppen gespalten: die Hardliner wie Kohle- oder Autoindustrie, die vom Energieverbrauch leben. Daneben gibt es Konzerne, die gesehen haben, daß sich Umweltschutz für sie lohnt, weil sie heute zwar nicht mehr mit FCKW Geld verdienen, aber mit den Ersatzprodukten. Und als dritte Gruppe gibt es das neue „Business Council“ mit kleinen, fortschrittlichen Firmen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen.
Und wie mächtig ist die erste Gruppe?
Da brauchen Sie sich nur die Geschichte der US-amerikanischen Energiesteuer vor Augen zu führen. Nach seinem Amtsantritt hatte Bill Clinton eine Steuer versprochen, die das Benzin verteuert hätte. Die gesamte Öl- und Kohleindustrie und die Autokonzerne der USA gingen auf die Barrikaden, und am Schluß verabschiedete der Kongreß in Washington eine minimale Erhöhung. Deshalb ist unser Benzin heute real billiger als vor zwanzig Jahren. Das ist eigentlich obszön. Interview: Felix Berth
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