■ Mit dem Ländle-Srom auf du und du: Die Nummer vier
Berlin/Stuttart (taz/rtr) – Das Land Baden-Württemberg bereitet sich auf den europäischen Strommarkt der Zukunft vor. Nach langen Verhandlungen ist es dem christdemokratischen Ministerpräsidenten Teufel und seinem sozialademokratischen Wirtschaftsminister Spörri gelungen, die „Energieversorgung Schwaben“ (EVS) und das „Badenwerk“ zur Fusion zu bewegen. Regionale Vorbehalte verzögerten den Schritt, der schon 1993 angekündigt worden war. Der erklärte Wille der EU- Kommission, den europäischen Strommarkt zu liberalisieren, hat jetzt den Ausschlag gegeben. Spätestens bis zum Ende des Jahres 1998 soll die Fusion vollzogen sein, in die bis dahin auch noch drei kleinere Stromerzeuger aus Südwestdeutschland („Neckarwerke“, „Technische Werke Stuttgart“ und „Mannheimer Versorgungsbetriebe“) miteinbezogen werden sollen.
Der Verband verfügt dann über meine Erzeugungskapazität von rund 10.000 Megawatt Strom. Etwa zehn Prozent davon steuern Wasserkraftwerke bei, sechzig Prozent stammen aus Atomkraftwerken. Die Reaktoren von Philippsburg und Obrigheim werden schon heute von den beiden Gesellschaften gemeinsam betreiben, die EVS ist zudem noch am AKW Neckarwestheim beteiligt. Bisher konnten die getrennten Badener und Schwaben nur mit ihren angestammten Versorgungsgebieten leben, am Tisch der Großen, die in Brüssel über den europäischen Strommarkt verhandeln, hatten sie nichts zu sagen. Das soll sich nun ändern. Der Südwestdeutsche Verband wird auf Platz vier unter den deutschen Energieunternehmen aufrücken – nach dem RWE, der Veba-Tochter PreussenElektra und der Viag-Tochter „Bayernwerk“.
In der EU stehen zwei Konzepte zur Debatte. Vor allem Frankreich setzt sich für eine Lösung ein, die den Stromerzeugern erlauben würde, mit aufgekauften Leitungen Kunden zu beliefern, die bisher im Monopolgebiet eines regionalen Monopolisten liegen. Die deutschen Stromkonzerne dagegen sind höchstens mit einem sogenannten verhandelten Netzzugang einverstanden, der gebietsfremde Anbieter nur zuläßt, wenn sie ihrerseits Kunden abtreten. In beiden Fällen hätten kleinere Stromerzeuger keine Chance. Sie könnten weder im Preiskampf noch in den Verhandlungen um Tauschgeschäfte neben Staatskonzernen wie der „Elećtricité de France“ oder den deutschen Marktführern bestehen. Niklaus Hablützel
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