: „Bestelltes Gutachten“
■ Grüne: Wertgutachten über das Gründerzeitmuseum ist unbrauchbar
Der Streit um den Ankauf des Gründerzeitmuseums durch das Land Berlin geht weiter. Albert Eckart, kulturpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, erhebt gegenüber dem Senat den Vorwurf, daß das Gutachten über die Höhe des Ankaufspreises des Gründerzeitmuseums „bestellt“ sei.
Der Senat will dem bekannten Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf, der das Museum schon zu DDR-Zeiten aus privaten Mitteln pflegte, 585.000 Mark für das Haus und die Sammlung geben. Die Museumsbetreiberin hält diese Summe für „indiskutabel“ niedrig.
Der Abgeordnete Albert Eckart kritisiert ebenfalls die Höhe des Betrages als zu niedrig. In dem Gutachten, so Eckart, würden keine genauen Angaben über die zu kaufenden Einrichtungsteile gemacht. „Ich habe den Eindruck, daß der Betrag über den Daumen gepeilt wurde“, sagte Eckart. Charlotte von Mahlsdorf will nach Schweden auswandern. Nun wirft ihr der Senat vor, sie nähme wichtiges Mobiliar mit nach Schweden. Der Preis für die Sammlung sei deshalb nicht zu niedrig, meint der Senat. „Das sind Familienstücke, die von Mahlsdorf mitnimmt“, sagt dagegen Albert Eckart, „das geht völlig in Ordnung.“
Der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses sagte jetzt einvernehmlich seine Unterstützung für den Kauf des Museums zu, entschied aber noch nicht über eine Erhöhung des Ankaufspreisangebotes. Der PDS-Abgeordnete Dieter Klein forderte weitergehende Gespräche mit Charlotte von Mahlsdorf: „Das Geld darf nicht vor der Idee des Ankaufes stehen.“
Die Mitbetreiberin des Gründerzeitmuseums, Silvia Seelow, wollte lediglich mitteilen, daß Charlotte von Mahlsdorf mit dem Senat „mehr denn je“ in Verhandlungen stehe. Das Ende der Verhandlungen sei weiterhin offen. Rafael Pilsczek
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