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Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe

Wir waren in Darjeeling und hatten einen Bio im Tee. Eine Projektreise in die Teegärten des nordostindischen Hochlands  ■ Von Günter Ermlich

Tea please, Sir? Keine Frage! Morgens, mittags, abends Tee. Immerhin sind wir dem ökologischen Teeanbau auf der Spur, auf einer Projektreise in Darjeeling. Die Region Darjeeling mit dem gleichnamigen Hauptort, eine Provinz des Bundesstaats West-Bengalen, liegt im nordostindischen Bergland, eingekeilt zwischen Nepal im Westen, dem 1975 von Indien annektierten Sikkim im Norden und Bhutan im Osten. Hier in den Vorbergen des Himalaya ist die Heimat des aromatischen Tees, der weltweit auf Auktionen die besten Preise erzielt.

Erste Station unserer Teereise ist – pädagogisch sinnvoll – ein Teegarten in der subtropischen Ebene West-Bengalens mit konventionellem Anbau. Hier stimmt die Chemie: Jede Menge chemische Düngemittel und Pestizide werden verabreicht, um die Hauptfeinde der Intensivkultur, Insekten, Pilze und Unkräuter, zu tilgen. Der Tee wird nach dem CTC-Verfahren hergestellt: Crushing (Zerquetschen), Tearing (Zerreißen), Curling (Rollen). Die Teeblätter werden grob gepflückt, dann wie in einem Fleischwolf zerquetscht und schließlich im Schnelldurchgang fermentiert. Ein „brutaler“ vollautomatischer Produktionsprozeß: Die große Masse des Billigtees findet im aromaarmen Teebeutel ihr verdientes Ende.

Der Teegarten mache Riesenverluste, erzählt uns der Manager. „Von vier Mark pro Kilo vor zwei Jahren auf zwei Mark sind die Teepreise gefallen.“ Vor allem in Kenia und Argentinien seien riesige Plantagen im Flachland entstanden, die den Weltmarktpreis für Tee drücken. Wo es ums nackte Überleben seines Teegartens gehe, stöhnt der Teegarten-Manager, machten deutsche Aufkäufer Druck, „wollen deutsche Firmen immer mehr Tee ohne Pestizide“. Den bekommen sie hier nicht: Bei der Abfahrt verspritzt ein Plantagenarbeiter Pestizide über die Teesträucher.

Die Straße hinauf ins Darjeeling-Hochland mäandert um die Hügel herum. Im blauen Jeep überholen wir den „Siliguri-Express“, eine schnaufende Dampflok mit Spielzeug-Waggons, die für die 87 Kilometer vom „Basislager“ Siliguri bis zur „Höhenstation“ Darjeeling acht Stunden nach oben kriecht. Vor über 110 Jahren wurde die Schmalspurstrecke angelegt, um britische Kolonialoffiziere samt ihren Ladies aus der schwülen Hitze Kalkuttas in die kühltemperierte Sommerfrische Darjeelings hoch zu kutschieren. Heute nur noch eine Attraktion für Eisenbahnfans. Die Einheimischen nehmen längst den Bus oder Jeep, der nur zwei Stunden braucht. Männer, mit Stirnband und Holzkübel auf dem Rücken, reparieren die Gleise und den Straßenbelag, denn der letzte Monsun hat wieder einmal den Schotter unter den Gleisen weggeschwemmt. „Laßt uns Bäume Pflanzen, um die Umwelt zu schützen“ steht in grellem Rot auf einer Mauer. Am Straßenrand stehen einfachste Holzhütten, Wellblech-Verschläge, dazwischen Steinhäuser mit Satellitenschüssel. Auf der Betonstützmauer hocken Rhesusaffen in Grüppchen. Von Ghoom, dem höchsten Punkt, geht es downhill zur Endstation Darjeeling auf 2.134 Meter. Kilometerlang zieht sich die „queen of the hills“ in steiler Hanglage an einem Gebirgskamm entlang. Ein erhebendes Himalaya-Panorama mit dem schneebedeckten Achttausender Kanchenzunga.

Im 40 Jahre alten Land-Rover fahren wir auf Holperwegen, vorbei an Bambus, Magnolienbäumen und Kardamonsträuchern, zum Öko-Teegarten Pandam. In der Villa des Teegarten-Managers, einem repräsentativen Anwesen im englischen Kolonialstil, lernen wir Brij Mohan kennen. Der distinguierte ältere Herr blickt auf eine 40jährige Teekarriere zurück: vom einfachen Teepflanzer zum international anerkannten Tee-Guru. Bei den britischen Teepflanzern ging Mohan erfolgreich in die Teelehre. Nachdem sich Indien 1947 vom britischen Kolonialreich verabschiedet hatte, übernahm der indische Staat die Teeplantagen. Weil die Engländer aber ihre Märkte boykottierten, mußten damals von den 74 Teegärten in der Darjeeling-Region 40 schließen. Eine soziale Katastrophe für Darjeeling mit seiner gewachsenen Tee-Monoinfrastruktur. Um die verfallenden Teegärten zu retten, gründete die Regierung auf Betreiben von Mr. Mohan 1976 die „West Bengal Tea Corporation“.

Sein Öko-Schlüsselerlebnis hatte Mr. Mohan 1986. Da mußte er mitansehen, wie nach dem Spritzen eines Herbizids „am nächsten Tag Dutzende von Vögeln, zwölf Kühe, auch Ziegen tot rumlagen.“ Immer wieder starben auch Teearbeiter auf den Plantagen, weil sie nicht wußten, wie giftig das Chemiezeug war. Mohan, der im Auftrag des indischen Staates einige Teegärten verwaltete, hatte endgültig genug von der Pestizidwirtschaft. Er stellte den ersten Teegarten vom konventionellen auf ökologischen Anbau um, ganz ohne Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die anderen Teeanbauer belächelten ihn als „Exoten“, die staatlichen Teebehörden sagten ihm die Pleite voraus. Doch die Öko-Operation glückte: Die Tee-Erträge gingen wider Erwarten nur um 15 Prozent zurück, die Teequalität wurde immer besser. Das Beispiel machte Schule, seit 1988 wirtschaften schon fünf Teegärten im Darjeeling-Hochland nach Öko-Prinzipien.

Wir besichtigen die Fabrik in Pandam. Angestellte erklären uns die Etappen beim orthodoxen, „sanften“ Verfahren der Teeverarbeitung. Ein bis zwei Stunden nach dem Pflücken kommen die Teeblätter in den Welkraum. Dort werden sie maximal 18 Stunden lang gewelkt, Warmluft wird durchgeblasen, den Blättern wird 30 Prozent Feuchtigkeit entzogen. Unter Druck werden sie im Rollhaus gerollt, der Mühlstein einer Rollmaschine reibt die Blattoberfläche auf, die Zellen brechen auf, ohne das Blatt zu zerquetschen. Im Fermentationsraum wird Luftsauerstoff zugesetzt. Je nach Wassergehalt des Blattes, der Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur dauert der Fermentationsprozeß zweieinhalb bis drei Stunden. Der Tee oxidiert, wird sichtbar schwarz und bekommt sein typisches Aroma. Auf ihrem Höhepunkt wird die Fermentation abrupt gestoppt, und die Teeblätter werden bei 100 bis 120 Grad Celsius getrocknet. Am Ende sortieren Maschinen den Tee nach Blattgraden, der Staub landet im Teebeutel, während die beste Blattqualität, „Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe“ (FTGFOP), von Frauen handverlesen wird.

Nach dem Lernprozeß die Teeverkostung. Die Eieruhr läuft. Die gekochten Teeblätter müssen 5 Minuten ziehen. Brij Mohan, der veritable Tee-Connaisseur, macht es uns vor. Vor ihm steht ein gutes Dutzend Tassen nebeneinander. Er schlürft einen winzigen Schluck Tee ein, zieht ihn durch die Zähne, zwitschert dabei wie ein Vogel und spuckt ihn wieder aus. Manchmal riecht er auch nur dran. „Ein guter Teetester“, erzählt uns Mohan, „erkennt genau, was in der Produktion schlechtgelaufen ist.“

Die Höhenlage, das kühle Gebirgsklima und das behutsame Wachstum sind die Trümpfe des Darjeeling, dem „Champagner unter den Tees“. Das Teejahr verläuft in Zyklen: Im Frühjahr ernten sie in den „first flush“, im Sommer den „second flush“, „in between“ im Winter dürfen sich die Teesträucher regenerieren. Doch die Ernte-Erträge sind wegen der schwierigen Arbeits- und Anbaubedingungen im Hochland vergleichsweise bescheiden: 500 Kilo pro Hektar sind schon gut, 200 Kilo in extremen Hanglagen nicht selten. In den subtropischen Tiefebenen, hier wird das ganze Jahr geerntet, sind zwei Tonnen Tee pro Hektar die Regel.

Auf der Suche nach Gesinnungspartnern und Exportmöglichkeiten traf der ökobewegte Inder Mohan den ökobewegten Oberbayern Franz Grenzebach. Der gelernte Land- und Betriebswirt, der seinen eigenen Bauernhof schon 1979 auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hatte, redet Klartext: „Thema Nummer eins für ein Unternehmen ist das Geldverdienen.“ „Bio“ ist nicht nur sinnvoll, sondern ein Verkaufsargument, und so geht die Grenzebach-Firma „nur natur“ heute als „größter Anbieter von ökologisch angebautem Tee in ganz Europa“ hausieren. Der Tee kommt direkt ab Öko-Teegarten und im eigenen Lager in Kalkutta verpackt auf den deutschen Bio-Tisch. Ohne Versteigerung auf den großen indischen Auktionen, ohne teure Zwischenhandelsumwege. In Deutschland wird der Öko-Tee über Naturkostläden vertrieben, vor allem aber per Direktversand an die Endverbraucher. Laut Kundenkartei sind satte 80 Prozent Akademiker. Durch den Direktimport und die Vertriebswege „können wir den Bio-Tee entweder preisgleich oder günstiger verkaufen“ als einen konventionellen Tee der gleichen Qualitätsstufe, sagt „nur natur“-Geschäftsführer Grenzebach, „obwohl wir zwischen 20 und 35 Prozent mehr beim Einkauf im Teegarten bezahlen“.

Früher war Darjeeling Teil des Königreichs Sikkim. 1836 verleibten es die Briten Indien ein und schlugen hier den Sommersitz der britischen Kolonialverwaltung von West-Bengalen auf. Den Briten behagte das kühle Klima der „hill station“. Mitte des letzten Jahrhunderts rodeten sie riesige Waldgebiete, legten Plantagen mit aus China eingeschmuggelten Teepflanzen an und heuerten billige Arbeitskräfte an, meist landlose Wanderarbeiter und Tagelöhner aus dem benachbarten Nepal. Schon bald blühte die Teeindustrie, die Kolonialware ging ins „Mutterland“.

In Darjeeling („Platz des Donnerkeils“) logieren wir teebranchenmäßig korrekt im „Planters Club“, dem 1907 gegründeten Club der Teepflanzer. Hier blättert der Putz aus der Kolonialzeit. Sehr bestimmt klopft es an meiner Tür. „Morning tea“, singt Mr. Prasad fröhlich, und bringt mir eine Tasse ans Bett. Es ist sechs Uhr in der Früh, höchste Zeit für die erste Teeration. Seit 28 Jahren versieht der „room service“ seinen Dienst hier (er hat noch den letzten britischen Club-Präsidenten gekannt). Am Club-Eingang hängen zwei eiserne Sauerstoffflaschen, Erinnerung an die Himalaya-Expedition 1924. Korbstühle und Blumenbänke auf der Terrasse, von der ein Billiard-Raum mit Kamin, eine Bar mit Aquarellzeichnungen von der Jagd, eine Lounge mit viktorianischem Stilmobiliar und – ganz hinten – der in rosa gehaltene Ladies Room abgehen. Dies war ein britischer Club. Ein Treffpunkt der feinen englischen Teegesellschaft zum dinieren, talken, relaxen. „For members only“. Heute braucht der Club auch „temporary members“ (feines Englisch für „Touristen“), um überleben zu können.

Tee und Tourismus, etwa fifty- fifty, sind das wirtschaftliche Tandem, von dem Darjeeling lebt. Die Reisesaison ist allerdings nur kurz April, Mai und September, Oktober. Im Sommer kommt wegen des Monsuns keiner, im Winter keiner wegen der Kälte. Die meisten Touristen, 50.000 Inder und 15.000 Ausländer pro Jahr, machen eine Wochentour durch Darjeeling inklusive Sikkim, einige brechen von hier zum Trekking auf. „Die Ausländer kommen nur durch Mund- zu-Mund-Propaganda zu uns“, weiß Mr. Periwal, ein einheimischer Reiseveranstalter, und schimpft im gleichen Atemzug auf das indische Tourismusministerium: „Die machen doch nur Werbung für den Taj Mahal.“ Dennoch sind in den letzten Jahren mehr Touristen gekommen – Darjeeling profitiert vom Kaschmir-Konflikt.

1986 wurde Darjeeling selbst zum Pulverfaß. Die militante „Gorkhan National Liberation Front“ (GNLF) kämpfte gegen die indische Zentralregierung um einen autonomen Staat und um ihre Identität. Denn viele Nepalesen (Gorkhas sind ein nepalesischer Stamm) ließen sich vor 150 Jahren hier nieder, als Arbeiter Teeplantagen eröffneten. Heute leben in der Darjeeling-Region gut 70 Prozent Nepalesen, der Rest sind Tibeter, Bhutanesen und andere Himalaya-Bergvölker. Tausende starben in dem Konflikt, bis im August 1988 Frieden geschlossen wurde. Die Gorkhas legten die Waffen nieder, dafür wurde ihnen eine größere Autonomie für die Region zugestanden. Seitdem bestimmt die GNLF als regierende Partei die Geschicke im neugegründeten „Darjeeling Gorkhan Hill Council“. Ein haltbarer Frieden? Jedenfalls gilt die dünnbesiedelte Gebirgslandschaft – 400.000 Menschen in der gesamten Provinz – immer noch als „sensitives Gebiet“.

Die Teebranche ist heiß umkämpft, die Gewinnspannen sind fett. Großhändler und -versender profitieren davon, daß die deutschen Kaffeetrinker immer mehr Tee und vor allem die Edelsorte „Darjeeling“ goutieren. Doch weil das deutsche Gesetz lasch ist, können Hersteller ganz legal bis zu 50 Prozent von anderem Billigtee einmischen und ihn dennoch als „Darjeeling“ kennzeichnen. Auch die vermeintlich „kleinen“ Teehändler kämpfen verstärkt mit harten Bandagen und Richtungsstreits um den lukrativen Teemarkt: Bei „nur natur“ ist der richtige Teeweg die ökologische Anbauweise, beim Berliner Projekt „Teekampagne“ die Rückstandsanalytik per „Rückstandssiegel“.

Anfang 1994 wurden im Darjeeling-Tee, auch im biologischen, überhöhte Werte des Pestizids Tetradifon gefunden. „Rückstandsfreiheit ist nicht zu erzielen, auch bei Öko-Produkten nicht“, bekennt der Agrarexperte Dr. Richard Storhas vom deutschen Naturland-Verband. Geringste meßbare Rückstände von Pestiziden oder von Umweltschadstoffen könnten vorkommen. Und wer kontrolliert das ökologische Reinheitsgebot des indischen Tees? „Mindestens einmal im Jahr schicken wir vom Naturland-Verband einen Kontrolleur vom Schweizer Institut für Marktökologie, der die Teegärten inspiziert und die Buchführung überprüft“, erklärt uns Storhas. Ist alles biomäßig in Ordnung, bekommt der Tee ein Zertifikat und kann, mit einem Kontrollzeichen versehen, als Öko- Produkt verkauft werden.

Storhas war bei der Umstellung der Teegärten mehrere Male als Berater vor Ort. Auch in Samabeong, in der Kalimpong-Region ganz im Südosten Darjeelings. Früher wurden von hier „Teebriketts“ auf Maultieren nach Tibet geschafft. 1962 machte China, nach der Aggression in Tibet und wegen der militärischen Konflikte im indisch-chinesischen Gebiet, die Grenze dicht. Der Besitzer von Samabeong verschwand, der Teegarten verwilderte, viele TeearbeiterInnnen wanderten ab, andere versuchten sich im Kardamom-Anbau, einige verhungerten, weil es in der abgeschiedenen, dünnbesiedelten Region keine Arbeit mehr gab.

Im Jahr 1989 erwarben Brij Mohan und sein „Junior“ den 700 Hektar großen Teegarten, um ein ökosoziales Tee-Modellprojekt anzupacken. Die ökologische Ausgangsbasis war gut. Hier wurde nie mit Chemie hantiert, der Humusgehalt des Bodens war intakt, die Plantage von viel Wald umgeben. Eine neue Fabrik wurde gebaut, 120.000 junge Teepflanzen allein im letzten Jahr ausgesetzt, eine Baumschule mit 225.000 Setzlingen angelegt, Leguminosensträucher und Schattenbäume in die Tee-Monokultur gepflanzt, 200 Stück Milchvieh angeschafft, die den rechten Kuhdung zur Kompostierung geben. Ein großes Haus für einen Doktor ist bezugsfertig, doch keiner will kommen, wegen des geringen Verdienstes. Eine Biogasanlage ist geplant. „In fünf, sechs Jahren schreiben wir schwarze Zahlen“, sagt Mohan junior voraus.

Ein steiler Berghang, begrünt von einem Teppich von 60 bis 80 Zentimeter hohen Teesträuchern, dazwischen Farbtupfer, eine Gruppe bunt gekleideter Teepflückerinnen. Zielsicher zupfen sie nur „two leaves and a bud“, die Triebspitze und die obersten zwei Blätter (Garant des Blatt-Qualitätstees), und werfen das Grünzeug in die ausladenden Taschen oder Kiepen auf ihrem Rücken. Dazwischen steht der Supervisor und schaut ihnen auf die Finger. Tee-Ernte ist arbeitsintensive Handarbeit. Frauensache. Vor vier Jahren hat die indische Regierung per Gesetz die Kinderarbeit auf Plantagen verboten. Die Pflückerinnen müssen heute mindestens 18 sein – und sehen doch verdammt jung aus. Die Mädchen kichern verstohlen, denn in diese abgeschiedene, wunderschöne Gegend verirren sich normalerweise keine interessierten Bio-Tee-Touristen.

Im und vom Teegarten leben 1.500 Menschen, verstreut in kleinen Häuseransammlungen. Fast alle sind Nepalesen. Alle 200 Arbeiterfamilien haben eine Kuh im Stall, oft einen kleinen Gemüsegarten. Sie können sich selbst versorgen. Seit 1993 gibt es auf dem Teeterrain eine Grundschule, die abends zum Kommunikationszentrum wird, mit Fernseher und Video, „damit die Welt auch zu uns kommt“. Dazu kam kürzlich eine Hauptschule. „Bitte, geben Sie uns eine Schule“, war der erste Wunsch der TeearbeiterInnen, die den Wochenlohn per Fingerabdruck quittieren. Sie sind zufrieden, ihr Überleben ist gesichert. Doch ihre Kinder sollen auf die Schule gehen, damit sie mal was Besseres werden als immer nur TeepflückerInnen als einzige Perspektive.

Dabei sind die Arbeitsplätze in der Teeindustrie, so wird uns versichert, für indische Verhältnisse noch relativ gut. Der „Plantation Labour Act“, ein zwischen Management und Gewerkschaften ausgehandelter Tarifvertrag, gilt für alle Teeplantagen gleichermaßen: 22 Ruppies Tageslohn (gut eine Mark) plus sonstige Sozialleistungen wie freies Wohnen, kostenlose Medizin, Brennholz, einige Kilo Reis und Weizen, Schuhe, Schirme. In der Paxis hingegen wird diese Abmachung vom Teegarten-Management häufig unterlaufen. Franz Grenzebach von „nur natur“ geht es besonders darum, durch Abnahmegarantien die Teearbeitsplätze und die erreichten sozialen Bedingungen langfristig zu sichern.

Normalerweise sind die Teegärten, in britisch-kolonialer Tradition, streng hierarchisch organisiert. In Samabeong haben die TeearbeiterInnen – alle sind gewerkschaftlich organisiert – im „management committee“ Mitspracherechte bei allen anfallenden Gartenentscheidungen. „Wir sind zufrieden, nicht nur wegen der Arbeitsplätze, sondern auch wegen der sozialen Einrichtungen“, erzählt uns der kommunistische Gewerkschaftsführer. „Eine Schule im Teegarten, davon hätten wir vor fünf Jahren nicht zu träumen gewagt.“

1995 veranstaltet „nur natur“ 9 Teereisen nach Darjeeling (13 Tage). Der Preis beträgt zwischen 3.400 und 4.100 Mark. Information und Buchung bei: nur natur Stillern- Mooseuracher GmbH, Mooseurach, 82549 Königsdorf, Tel.: 08179/5368.

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