Tierschutz-Blockade am Lufthansa-Büro

■ Aktionsgruppe Hamburg protestierte gegen quälerische Tiertransporte des Flugunternehmens

Am Samstagmorgen verbarrikadierten 12 von bundesweit etwa 500 Mitgliedern des „Bundesverbandes der TierbefreierInnen“ eine Viertelstunde lang das Lufthansa-City-Center an der Obernstraße. Mit styroporverkeilten Kartons machten sie die Eingangstür dicht, die somit von KundInnen und Angestellten des City-Büros vorübergehend nicht mehr geöffnet werden konnte. „Stoppt Tiertransporte“, stand auf den Transparenten der TierbefreierInnen. Anklagend glotzte ein Paar riesiger Affenaugen aus einem Plakat.

Die TierschützerInnen machen die Lufthansa „mitverantwortlich für den Tod von jährlich 8000 Affen, die im indonesischen, afrikanischen oder philippinischen Regenwald aus der Natur geraubt werden. Die Lufthansa transportiert für die Todes-Händler die Tiere nach Europa und Amerika, wo sie in Versuchslaboren ermordet werden.“ Auch Zuchttiere, voroperierte und genmanipulierte Tiere wie Beagle-Hunde und Ratten, werden zum weiteren Experimentieren in Labors über die Lufthansa transportiert. Die TierbefreierInnen beziffern allein die Zahl der Affen, die jährlich in den „Folterkammern der Wissenschaft“ landen, auf 50.000. Dabei handelt es sich überwiegend um Makaken, Meerkatzen und Paviane, die in freier Wildbahn gejagt wurden. Diese Tierarten gelten mittlerweile in ganzen Landstrichen als ausgerottet, Sumatra beispielsweise ist leergefangen.

Schon bei der Jagd sterben viele Tiere an Streß oder werden schwer verletzt. Kranke und alte Tiere werden sofort von den Händlern erschlagen. Was einigermaßen gebrauchsfähig scheint, wird, so die TierschützerInnen, in enge Kisten (25 X 40 X 50 Zentimeter) gepfercht und über den Frankfurter Flughafen nach England, Japan und Amerika transportiert. Dabei sterben weitere Tiere. „Den Lufthansa-Flug LH 462 am 20.8.92 nach Miami überlebte kein einziger der 110 Makaken“, ermittelten die TierschützerInnen und gehen in Übereinstimmung mit anderen Organisationen von einer Todesrate von bis zu 71 Prozent bei Makaken aus, die für und durch den Transport sterben.

Während andere große Fluglinien wie die Austrian Airlines, Swissair, KLM, SAS und British Airways nach jahrelangen Protesten die Affentransporte einstellten, verdient die Lufthansa mit steigenden Profiten an dem Geschäft. Um darauf aufmerksam zu machen, verbarrikadierten die TierbefreierInnen der Aktionsgruppe Hamburg, der auch sechs BremerInnen angehören, schon vor zwei Wochen die Tür eines Lufthansa-Büros in Hamburg. Trotz Polizeipräsenz dauerte die Aktion zwei Stunden lang, allerdings befand sich, anders als in Bremen, dabei niemand im Büro der Lufthansa-Geschäftsstelle.

„Nötigung“ meinte denn auch einer der eiligst herbeigeeilten Bremer Beamten angesichts der festgehaltenen KundInnen und Angestellten im Büro auszumachen. Der Hinterausgang nämlich sei mangels Schlüssel von diesen nicht zu nutzen. Nachdem die Polizei die AktivistInnen vergeblich aufgefordert hatte, die Barrikade abzunehmen, ging sie selbst ans Werk. Die Beamten rissen die Keile raus, sodaß die aus sechs Kartons bestehende Blockade leicht herauszunehmen war. Dennoch bereitete einer der Beamten dem fragilen Bastelwerk mit seinen Füßen ein Ende. Nachdem die Personalien der „TäterInnen“ aufgenommen waren, konnten diese sich mit ihren Flugblättern weiter ungestört an die PassantInnen wenden. „Ich finde diese Aktion gut“, meinten übereinstimmend mehrere Befragte. „Was die Lufthansa da macht, das ist doch Mord an Tieren.“

Die Angestellten des Büros hingegen bewerteten das Treiben der TierbefreierInnen anders: „Ich hatte Angst“, sagt eine, „wir wußten ja auch gar nicht, was passieren würde, und die Kunden konnten ja auch nicht raus.“ Im übrigen hätten sie mit der Lufthansa gar nichts zu tun, das sei ein ganz normales Reisebüro der Atlantic-Kette, versichert die Dame in der Lufthansa-Uniform. Wahr ist, daß die Lufthansa ihre City-Centers 1993 allgemein an Reisebüros delegierte, die die Vertretung übernahmen. Folglich steht nach wie vor „Lufthansa“ in großen Lettern über dem Büro. Und nicht nur das: Die Lufthansa-Gebietsverkaufsleitung Bremen sitzt zwei Etagen über dem Reisebüro. Dort hätte man, räumt die Angestellte ein, „zur Not“ auch den Schlüssel für den Hinterausgang erhalten. Immerhin will das Atlantic-Reisebüro auf eine Anzeige verzichten. Zu den Tiertransporten der Lufthansa aber wollte die Angestellte keine Position beziehen. dah