piwik no script img

Spielberg-Filme statt Selters

■ US-Getränkekonzern steigt in Unterhaltungsbranche ein

Los Angeles (AP/dpa/taz) – In Hollywood hat am Sonntag die größte Firmenübernahme seit fünf Jahren stattgefunden: Der kanadische Seagram-Konzern, der bisher Fruchtsäfte und Spirituosen wie Martell Cognac und Absolut Vodka verkauft, übernimmt achtzig Prozent des US-Unterhaltungsriesen MCA, der unter anderem die Filme von Steven Spielberg produziert.

Verkäufer ist der japanische Matsushita-Konzern, der MCA erst vor fünf Jahren übernommen hat. Damals hatte das japanische Unternehmen 6,6 Milliarden Dollar für den Medienkonzern hingeblättert. Im aktuelllen Deal bekommt Matsushita für achtzig Prozent der Anteile 5,7 Milliarden Dollar in bar, muß aber vorher dafür sorgen, daß MCA schuldenfrei übergeben wird. Das dürfte die Japaner weitere Milliarden gekostet haben. Das Experiment Film- und Musikindustrie ist für Matsushita damit weitgehend beendet; der Konzern will sich dem Kerngeschäft Elektronik widmen und sich aus der extrem zyklischen Spielfilm- und Musikbranche zurückziehen.

Der Chef des Seagram-Konzerns, Edgar Bronfman jr., realisiert dagegen mit dem Kauf von MCA einen seiner Träume. Er hatte früher selbst einmal Filme produziert und Schlager geschrieben, mußte aber vor zwei Jahren von seinem Vater den Sekt-und- Selters-Konzern Seagram übernehmen. Nun lenkt er auch einen der größten US-Unterhaltungskonzerne mit 4,8 Milliarden Dollar Umsatz. Zu MCA gehören die Filmfirma Universal Pictures, Musikverlage wie MCA und Geffen Records sowie Freizeitparks, Fernsehproduktionsfirmen und der Großverlag Putnam. Schon vor zwei Jahren war Seagram ins Mediengeschäft eingestiegen – damals kauften die Kanadier knapp 15 Prozent des Time-Warner-Konzerns.

Die größten Erfolge hatte MCA bisher mit Steven-Spielberg-Filmen wie E.T. und Jurassic Parc. Ob Spielberg auch in Zukunft für MCA arbeiten wird, ist jedoch unklar: Er gab vor einigen Wochen die Gründung einer eigenen Produktionsfirma bekannt, in der auch Jeffrey Katzenberg von Disney mitarbeitet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen