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Frankreich aus der Konserve

■ Das Institut Français schließt sein Kulturzentrum und will es wieder öffnen / Kultur wird kleiner vermittelt: per CD-ROM

O lala, bloß keinen falschen Eindruck erwecken. Die französische Präsenz in Berlin ist doch nicht perdú. Natürlich ging mit dem Militär auch der Radiosender. Natürlich gab es den ultimativen Ausverkauf im „fnac“. Richtig ist auch, daß das Institut Français sein Zentrum Unter den Linden bis zum 30. September dichtmacht. Doch soll es umgehend ein neues geben. Versprochen.

„Das möchte ich gleich unterstreichen“, sagt Institutsleiter Jean-Louis Leprêtre. Grund für das Gehampel seien bloß „Immobilienschwierigkeiten“. Man wolle nicht mit drei Parteien verhandeln: Bund, Land und das Grand-Hotel Maritim sind die Eigentümer des 1984 in der DDR eröffneten Kulturzentrums. Neue Räume habe man schon besichtigt, sich allerdings noch nicht geeinigt.

Das französische Kulturzentrum in Mitte galt in der DDR als das „kleine Fenster zum Westen“. Es war die einzige Kulturpräsenz eines westeuropäischen Landes und bot den Ostberlinern Zugriff auf sämtliche französische Zeitungen. Und damit auf freie Informationen. „Der Andrang und das Interesse waren immer sehr groß“, schwärmt Leprêtre. Alles soll so weitergehen. Das heißt, nicht ganz. Das neue Zentrum, ebenfalls in Mitte, wird kleiner sein. Aber genügend Platz für Sprachkurse und Ausstellungen bieten. Très bien! Nur an einem Filmraum wird gespart. Französische Streifen sollen in Berliner Kinos, etwa dem Universum, gezeigt werden. Très facile! Und für alles weitere biete das bis 1996 umgebaute Maison de france ausreichend Platz. Très chic! Es handele sich nur um eine „neue Strategie“. Der Etat werde nicht gekürzt, sämtliches Personal soll bleiben.

Wenn Umzug und Renovierungsarbeiten geklappt haben, gibt es im Maison de france am Kurfürstendamm ein neues Informationszentrum. Frankreich aus der Konserve: „Eine Vielzahl von Daten“, zitiert Leprêtre die Presseerklärung, „werden aus zahlreichen Quellen in einer verständlichen und leicht zugreifbaren Form zusammengefaßt“. CD-ROM heißt die Losung. Auf die verschiedenen Themenkomplexe sollen Nutzer Zugriff haben: die Maße der Louvre-Pyramide etwa oder die Adressen französischer Verleger. Und auf dem Sommerprogramm steht „Cordon Bleu“ – eine Kunst- und Gastronomieroute durch Berlin.

„Wir wollen“, sagt Leprêtre, „unsere Präsenz in Berlin sogar verstärken“. Dafür wird auch das sogenannte Lindenkorso in Mitte sorgen, ein als deutsch-französisches Kulturprojekt getarnter Kommerzbunker. Mit einer Hochglanzbroschüre wirbt man schon jetzt für französische Luxusgüter. Très exclusive! Tomas Niederberghaus

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