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Olympia zum Schnarchen

■ Erste öffentliche Sitzung des Untersuchungsausschusses

Der FDP-Abgeordnete Axel Hahn hätte es am liebsten schon bei der ersten Zeugenvernehmung gewußt: Wer denn in der Olympia- GmbH den Auftrag für die sogenannten Sex-Dossiers über Mitglieder des IOC gab? Doch die Ungeduld des 35jährigen mußte der Ausschußvorsitzende Jürgen Lüdtke (SPD) mehrmals enttäuschen. Die Dossiers seien zu diesem Zeitpunkt „nicht Gegenstand des Fragekomplexes“ und würden zu einem späteren Termin beleuchtet. So förderte die erste öffentliche Sitzung des Olympia-Untersuchungsausschußes am Donnerstag nichts Neues zutage.

Während die CDU durch die Art ihrer Zeugenbefragung versuchte, das Scheitern der Olympiabewerbung dem rot-grünen Senat anzulasten, verhedderten sich die Oppositionsparteien Bündnis 90/ Die Grünen, PDS und FDP in Details. So verstrich die Zeit. Von den vier Zeugen konnten am Donnerstag gerade mal zwei angehört werden. Der von der CDU geladene Abteilungsleiter der Sportverwaltung, Jürgen Kießling, versuchte in einem halbstündigen Rückblick, die Olympiabewerbung als Erfolg zu verkaufen.

Der Abteilungsleiter der Senatskanzlei, Dietrich Hinkefuß, wußte zu berichten, daß die Masken für die Sex-Dossiers von den damaligen Hauptverantwortlichen in der Olympia-GmbH, Grüttke und Fuchs, verworfen wurden. Anschließend hätten sie deren Vernichtung befohlen. „Irgend jemand“ müsse jedoch Kopien gezogen haben, die schließlich an die Öffentlichkeit gelangten, schlußfolgerte messerscharf Hinkefuß.

Den Zustand der Buchhaltung bei der Olympia-GmbH war nach Hinkefußens Schilderung im Herbst 1991 in einem unbefriedigenden Zustand. Daraufhin habe er den Wirtschaftsprüfer Michael Eitner mit dem Aufbau einer Finanzverwaltung beauftragt. Unabhängig davon seien die Bilanzen des Geschäftsjahres 1991 durch die Treuarbeit Deutsche Revision geprüft worden. Laut Hinkefuß ergaben die Nachforschungen, daß unter Grüttke „deutlich mehr“ als vorgesehen an Werbeleistungen ausgegeben worden war. Geschäftliche Verbindungen zwischen dem Werbemanager und der Agentur Schirner, damals vermutet, schloß er aus. Eingeleitete Untersuchungen hätten keine Hinweise erbracht. Severin Weiland

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