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Nordzypern: Denkzettel für Rauf Denktasch

■ „Präsident“ muß in die Stichwahl / Linke Parteien mit Achtungserfolg

Nikosia (AFP/AP/taz) – Die Bevölkerung im türkisch besetzten Teil Zyperns hat ihrem amtierenden „Präsidenten“ Rauf Denktasch einen Denkzettel verpaßt. Bei den „Präsidentschaftswahlen“ in der international nicht anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“ kam der Konservative am Samstag nur auf 40,4 Prozent der Stimmen und muß sich damit erstmals einer Stichwahl stellen.

Sein Gegenkandidat ist der Chef der nationalistischen Partei der Nationalen Einheit (UBP), Dervisch Eroglu, der 24,19 Prozent erzielte. Der Chef der linksgerichteten Republikanisch-Türkischen Partei (CTP), Özker Özgür, kam auf 19,38 Prozent, Mustafa Akinci von der sozialdemokratisch orientierten Kommunalen Befreiungspartei (TKP) erreichte 14,18 Prozent.

Nach seinem unerwartet schlechten Abschneiden sprach Denktasch von einem Komplott seiner Gegner. Die gesamte Opposition habe sich in dem Bestreben zusammengetan, Zypern „vor Denktasch zu retten“, klagte der 71jährige. Denktasch regiert die „Türkische Republik Nordzypern“ seit ihrer Gründung im Jahre 1983. Bei früheren Wahlen hatte er stets satte absolute Mehrheiten erreicht. Auch für die Stichwahl am nächsten Samstag gilt Denktasch als Favourit, da ihn die linken Kräfte eher unterstützen dürften als den noch nationalistischeren Eroglu. Denktasch hatte sich im letzten Jahr mit seinem früheren „Premierminister“ Eroglu verkracht. Beide gelten als Gegner einer Wiedervereinigung mit der Republik Zypern. Bemühungen zur Gründung eines gemeinsamen Bundesstaats von griechischen und türkischen Zyprioten waren von Denktasch mehrfach torpediert worden.

Im Wahlkampf hatten sich die meisten Kandidaten für eine Vereinigung der türkischen und griechischen Teile auf förderativer Basis ausgesprochen. klh

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