Schwarzes Loch verschlingt den Dollar

■ Neues Dollar-Rekordtief zur Mark

Frankfurt/Tokio (AP/rtr) – Gleich nach der Osterpause fiel der Dollar gestern an der Frankfurter Börse auf ein neues Rekordtief von genau 1,3643 D-Mark. Dabei hatte er sich vor Ostern mit 1,37 Mark noch ganz gut gehalten. Devisenhändler erklärten sich enttäuscht über die von der japanischen Regierung beschlossenen Maßnahmen zum Abbau des Handelsüberschusses. Der Versuch, den Yen zu senken und damit den Dollar zu stützen, verpuffte damit wirkungslos. Die Senkung der Diskontzinsen der Zentralbank auf läppische 1,0 Prozent und massive Dollarkäufe halfen nichts – ein faules Osterei für die Währungshüter in aller Welt.

Der Dollar wird sich nach Ansicht der Händler so lange nicht erholen, bis der Exportüberschuß der Japaner zurückgeht. Das hat sich inzwischen zwar rumgesprochen, aber wirkungsvolle Maßnahmen zu treffen, fällt der traditionell protektionistischen japanischen Bürokratie schwer. Am Ostermontag wurden in den USA massiv Dollars verkauft, weil die Amerikaner sich nicht viel von den Gesprächen zwischen ihrer Regierung und Japan über die Deregulierung der Automärkte im Land der aufgeheneden Sonne erwarten. Der Handel mit Autos und Ersatzteilen macht allein 60 Prozent des Handels-Ungleichgewichts zwischen den USA und Japan aus.

Der Dollar zog gestern auch den Aktienkurs in Frankfurt mit nach unten. Er fiel um ein Prozent. Die Aktienkäufer trauen dem Braten nicht mehr. „Es ist schlicht langweilig. Es gibt keine Kundenaufträge, noch weniger als vor Ostern“, sagte eine Händlerin.

Die Großhandelspreise in Westdeutschland sind unterdessen im März um unerwartete 0,6 Prozent angestiegen und lagen damit um knapp vier Prozent über dem März des Vorjahres. „Die Zahlen sind überraschend schlecht. Wegen der Stärke der D-Mark hätte ich damit gerechnet, daß sie gegenüber dem Vormonat fallen könnten“, sagte Joachim Fels, ein Wirtschaftsexperte von Goldman Sachs in Frankfurt.

Die Preistreiber sind neben Walzstahl und Papier vor allem Lebensmittel wie Zitrus- und tropische Früchte. Fachleute rechnen jedoch für das erste nicht damit, daß der Handel die Preise an den Verbraucher weitergibt.

Otmar Issing, Direktoriumsmitglied der Deutschen Bundesbank sieht sogar Chancen für eine weitere Senkung der Verbraucherpreise. Durch die teure Mark bestehe auch nicht mehr „die Gefahr einer Überhitzung der deutschen Konjunktur“, so Issing.