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„Passage Bürgerweide“ entsteht am Bahnhof

■ Rechtzeitig bevor der Bahnhofsvorplatz aufgerissen wird, soll der Nordausgang fertig werden - mit Klangbogen, Radparkhaus, Aldi & Passage

Im Jahre 2000 wird der neue Bremer Bahnhof fertig sein, spätestens. Das versprach gestern der Staatsrat des Bauressorts bei der Vorstellung des ersten Bauabschnittes des neuen Nordausganges.

Osterwiese-BesucherInnen müssen sich jetzt noch vom Bahnhof her zwischen Baubretter-Zäunen hindurchdrängen - ein riesiges Bauwerk wird am Kopf des Nordausganges errichtet. „Passage Bürgerweide“ soll einmal an der Fassade stehen. Und eine „Passage“ soll es auch werden: in den oberen Etagen wird die Telekom eine Entwicklungs-Abteilung mit ca. 300 Arbeitsplätzen ansiedeln, in den beiden Erdgeschossen sollen gastronomische Betriebe, ein „Erlebnisrestaurant“ und jede Menge kleinerer Läden entstehen, die den erweiterten Öffnungszeiten der Bahnhofs-Ordnung unterliegen. Abends um 22 Uhr ein Brot kaufen oder zum Frisör gehen - das wird also demächst auch in Bremen kein Problem mehr sein.

Diese Passage muß man sich wie eine Verlängerung der bisherigen Bahnhofs-Unterführung vorstellen, mit einer Glaskuppel überdacht. Am Ende kommt die Passage wie ein Tunnel aus dem massigen Kopfgebäude heraus. Im November soll das Bauwerk übergeben werden.

Nur: Geht man dann von der Bürgerweide in diese schöne Passage hinein, dann stößt man bald vor eine alte Mauer. Wo diese Passage unter den Gleisen vielleicht einmal ihre Fortführung finden soll, da ist derzeit noch Erde und Dreck - die Mitte zwischen den beiden bisherigen dunklen Bahnhofs-Unterführungen. Früher hatte es einmal das Einverständnis der Deutschen Bundesbahn gegeben, mit eigenen Investitionen die Passage durch den gesamten Bahnhofsbereich unter den Gleisen hindurch zu verlängern. Verbindlich vereinbart wurde das aber offenbar nicht: Seitdem die deutsche Bundesbahn Bahn-AG heißt, ist alles anders bzw. ganz unklar. Die Investoren der halben Bürgerweide-Passage am Nordausgang hoffen, daß der Rest bald doch noch die Zustimmung der Bahn findet und dann auch wirklich gebaut wird.

Neben dem Passagen-Gebäude mit 5 Stockwerken Telekom sollen demnächst die Bauarbeiten für ein weiteres großes 7stöckiges Bürogebäude beginnen. Im Inneren soll es Parkplätze für 380 PKW's beherbergen, großräumige Einkaufsmärkte von Spar und Aldi, dazwischen ein Fahrradparkhaus - das erste, das es in Bremen geben wird. In den oberen Geschossen will die Firma „Meistermarken“, die nebenan ihr mehrgeschossiges Bürogebäude hat, ihre Flächen erweitern. Gesamtinvestitionsvolumen: 114 Millionen. Im Sommer 1995 soll dann auch der Klangbogen fertig sein, so daß der Nordausgang zu der „schönen Seite“ des Bahnhofes werden könnte.

Wann es auf dem Bahnhofsvorplatz vor dem Süd-Eingang weitergeht, ist noch nicht klar - der Architektenwettbewerb ist zwar abgeschlossen, aber ein Investor für das geplante Bürogebäude noch nicht gefunden. Mit dem Geld für das zu verkaufende Grundstück soll der Bahnhofsvorplatz mit den Straßenbahn- und Bus-Haltestellen neu geordnet werden, die Taxen-Plätze und der PKW-Zufahrtsverkehr sollen an den Nordausgang verlegt werden. Wegen der erforderlichen Kanalarbeiten wird der Vorplatz erstmal 1996 und 1997 monatelang eine riesige Baustelle sein.

“Das Bahnhofsviertel einer Großstadt ist modernes Stadttor und Visitenkarte zugleich“, sagt Staatsrat Lüthge. Erstmal eben - Baustelle für das neue Bremen.

Zu dieser Visitenkarte gehören die traditionellen Güterumschlags-Flächen nicht mehr. Seit Jahren verhandelt die Stadtgemeinde mit der Bahn darum, diese riesigen Gleisflächen städtbaulich anders nutzen zu können - „Promotion-Park“ soll das heißen, was dann da entsteht, 117.000 qm Bürofläche und ca. 500 Wohnungen. Aber bisher verfügt die Bahn über die wertvoll Fläche in zentraler Lage - und rangiert hier ab und an ihre Güterwaggons. K.W.

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