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Pulverfaß im Kiez

■ Streit um Abenteuerspielplatz in Friedrichshain geht weiter / Bezirk dementiert Suche nach Ausweichgrundstück

Das Hickhack um den Abenteuerspielplatz Kreutziger- Ecke Boxhagener Straße in Friedrichshain sorgt immer noch für gewaltigen Wirbel im Bezirk. Was hier solchen Wind macht, ist das Bauvorhaben der Charlottenburger Wohnungsbaugesellschaft Commercial und die Haltung des Bezirksamtes in diesem Streit.

Nach einem Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) aus dem Jahre 1991 darf das Gelände Kreutziger-/Boxhagener Straße nur veräußert werden, wenn es für den Abenteuerspielplatz ein Ersatzgrundstück gibt. Ein Angebot des Bezirks an die Betreiber des Abenteuerspielplatzes, gemeinsam mit dem Sozialbetrieb ABS-Brücke GmbH ein anderes Gelände an der Modersohn-/Revaler Straße zu nutzen, hat den Konflikt nicht entschärft.

Auch der jüngst geschlossene Kompromiß zwischen dem Verein „Abenteuerspielplatz Friedrichshain e.V.“ und der Charlottenburger Wohnungsbaugesellschaft Commercial ist nur eine halbe Sache. „Nicht Überzeugung, sondern allein Sachzwänge gaben den Ausschlag für diesen Kompromiß“, gestand Tessy Bühler vom Vorstand des Vereins Abenteuerspielplatz. In einem außergerichtlichen Vergleich einigten sich der Verein und die Commercial auf eine „Spende“.

135.000 Mark zahlte die Wohnungsbaugesellschaft dafür, daß sich die Betreiber des Spielplatzes vom Gelände zurückzogen. „Dieser Kompromiß ist uns nicht leichtgefallen“, so Tessy Bühler. „Da wir jedoch nach einem verlorenen Prozeß persönlich für die Unkosten der Commercial haftbar zu machen wären und es sich dabei um einen Millionenbetrag handelt, haben wir diesen Vergleich gegen unsere Überzeugung unterschrieben.“ Das Abenteuerspielplatz- Team hat sich jetzt vom Spielplatz zurückgezogen. Das Geld wird vom einem Anwalt treuhänderisch verwaltet und soll für Projekte der Kinder- und Jugendarbeit verwendet werden.

Jetzt hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, in der sich Gewerbetreibende, Ärzte, Anwälte und Anwohner im Kiez rund um die Kreutzigerstraße für den Erhalt des Abenteuerspielplatzes stark machen.

Als Anfang April die ersten Bagger auf dem Gelände Kreutziger-/Boxhagener Straße auftauchten und die ersten vorbereitenden Baumaßnahmen wie Minensuche in Angriff nahmen, eskalierte der Konflikt. Gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei waren das Ergebnis. Der Rauch hat sich verzogen, doch die Erinnerung an die jüngste Randale bleiben. „Keiner will hier gewalttätige Auseinandersetzungen“, betont Silvia Fischer von der Bürgerinitiative „Pro Spielplatz“.

Während sich das Bezirksamt im Streit um den Spielplatz mit dem Alternativangebot Modersohn-/Revaler Straße elegant aus der Äffäre gezogen hat, versuchen Commercial, die Wohungsbaugesellschaft Friedrichshain und die Betreiber des Abenteuerspielplatzes eine Lösung zu finden. Die Wohnungsbaugesellschaft sucht jetzt ein Ersatzgrundstück. „Ein Gerücht“, dementiert die Pressesprecherin des Bezirksamtes, Susanne Ahrens. In Friedrichshain gebe es für das Vorhaben der Commercial kein anderes entsprechendes Grundstück. Diese Möglichkeit sei schon längst ausgelotet worden. Sie sei vom Tisch.

Die Geschäftsführung der Commercial hält sich bedeckt. Und wollte auf Nachfrage nur so viel verraten, daß immer noch versucht werde, für das Gelände eine friedliche Lösung zu finden. Michaela Eck

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