: Rebellen wollen den Frieden nicht
Bombenanschlag in Sri Lanka: Tamilen-LTTE brechen Waffenstillstand und verkünden Ende der Friedensgespräche / 11 Tote und mindestens 22 Verletzte im Hafen von Trincomalee ■ Von Bernard Imhasly
Delhi (taz) – Die Feuerpause zwischen der Regierung Sri Lankas und der tamilischen Rebellenorganisation LTTE ist in der Nacht zum 19. April gebrochen worden. Im Hafen von Trincomalee im Nordosten der Insel explodierten zwei Boote der srilankischen Marine. Die Bomben töteten elf Menschen, 22 wurden verletzt. Unter den Opfern sollen sich vier Angehörige der Tamil-Tiger befinden, was auf eine Selbstmordaktion hinweisen würde. Der Anschlag geschah eine Stunde nach Ablauf eines Ultimatums, welches die LTTE der Regierung gesetzt hatte, um diese zu Konzessionen zu zwingen.
Drei Stunden zuvor ging bei der Regierung in Colombo durch Vermittlung des IKRK ein Schreiben des Rebellenführers Prabhakaran ein, in dem dieser die Feuerpause, die seit 8. Januar in Kraft ist, aufkündigte. Mit dieser massiven Verletzung der (zeitlich nicht befristeten) Vereinbarung ist der Friedensprozeß aufs Höchste gefährdet. Sie kam für Regierung und Armee offenbar überraschend. Denn die LTTE hatte bereits auf Ende März ein Ultimatum gestellt, das ohne Folgen ablief. Die Guerillas forderten eine Aufhebung des Embargos, das nur noch einige strategische Güter betraf, sie forderten die Freigabe der Meereszonen zum Fischen, und sie wollten, daß die Armee das befestigte Lager von Pooneryn südlich der Lagune von Jaffna aufhoben. Anfang April trafen sich dann aber Vertreter beider Seiten, und der Sprecher der LTTE erklärte anschließend, daß es sich nicht wirklich um ein Ultimatum handle, sondern um einen „Zeitrahmen“. Dies beruhigte die Atmosphäre wieder, und Kumaratunga antwortete in einem Brief an Prabhakaran mit einem partiellen Entgegenkommen. Die Fischereirechte wurden weiter ausgedehnt und die Treibstoffversorgung wieder freigegeben. Damit verblieben nur noch acht Güter auf der Embargoliste (darunter Feldstecher, Feuerwerkskörper, Waffen und Sprengstoff). In einem Punkt allerdings blieb die Präsidentin hart: Sie weigerte sich, das Armeecamp von Pooneryn aufzulösen. Damit würde den Rebellen der ungehinderte Zugang auf die Hauptinsel ermöglicht, ein Risiko, das die Armee nicht einzugehen bereit war.
Die Bestürzung über die Aufkündigung der Waffenruhe zeigt sich im Schweigen der Regierung. Sie hat in den vergangenen Monaten mit Unterstützung der Bevölkerung und internationaler Zustimmung unbeirrbar versucht, den Dialog mit der immer unflexibler scheinenden LTTE aufrechtzuerhalten. Ihr Verhandlungsspielraum ist, gegenüber einer immer schon skeptischen Armee, nun noch kleiner geworden.
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