■ Mit Billiglohnländern auf du und du
: Die Tiger schlagen zu

San Salvador (epd) – Die Näherin Esperanza Quintanilla starb an ihrem Arbeitsplatz. Die Fabrik in Gabo de El Salvador gehört einem südkoreanischen Konzern. Esperanza Quintanilla hatte über starke Magenschmerzen geklagt und gebeten, einen Arzt aufsuchen zu dürfen. Der Abteilungsleiter lehnte ab. Julia Esperanza Quintanilla starb an einem aufgebrochenen Magengeschwür.

So berichten die Kolleginnen einen Fall, der seither für Schlagzeilen sorgt. Die südkoreanischen Textilfabriken waren von der neoliberalen Regierung El Salvadors mit Steuerbefreiung und Niedrigstlöhnen angelockt worden. Meist werden T-Shirts für den Export zusammengenäht.

Die Löhne sind so niedrig, daß sie selbst für südkoreanische Unternehmen attraktiv geworden sind. Die rund 65.000 Frauen in den 130 „Maquilas“ genannten Nähereien El Salvadors erwirtschafteten 1994 400 Millionen US-Dollar, 37 Prozent der Exporterlöse. Aber nur zehn Prozent der Devisen blieben im Land. Ein Arbeitsplatz kostet im Durchschnitt nur 100 Mark. In den Blechhallen steigen die Temperaturen leicht auf über 50 Grad. Die Arbeiterinnen bekommen nur den gesetzlichen Mindestlohn von 170 Mark im Monat, wovon die Krankenversicherung abgezogen wird.

Im März verhängte das Arbeitsministerium Geldstrafen gegen drei koreanische Firmen, weil sie die Abzüge nicht an die Kasse abführten.

Der Gewerkschaftsdachverband „Fenastras“ versucht in den Maquilas Fuß zu fassen. Arbeiterinnen, die eine Betriebsgewerkschaft gründen wollen, werden in aller Regel fristlos entlassen. Es kam zu Betriebsbesetzungen, die von der Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas beendet wurden.

Die Regierung befürchtet, die ausländischen Unternehmen könnten sich aus El Salvador zurückziehen. Denn seit dem Freihandelsvertrag zwischen Kanada, den USA und Mexiko (Nafta) läuft das Lohngeschäft in Mittelamerika schlechter. In der Freihandelszone kann jetzt noch billiger für die USA produziert werden. In Honduras haben deshalb drei amerikanische Firmen ihre Blechhallen bereits abgebaut – die Betriebe wurden nach Mexiko verlegt.