piwik no script img

Bereits Hunderte Festnahmen in Bolivien

■ Ausnahmezustand dauert an

La Paz (AFP/rtr) – Nach der Verhängung des Ausnahmezustands sind in Bolivien landesweit mehrere hundert Gewerkschaftsführer und Oppositionelle festgenommen worden. Berichten zufolge sollen sie an einem abgelegenen Ort des Landes inhaftiert werden.

Präsident Gonzalo Sanchez de Lozada beantragte am Mittwoch abend (Ortszeit) in einer Note an das Parlament, den am Dienstag verhängten Ausnahmezustand zu unterstützen. Unter dem Ausnahmezustand können die Festgenommenen ohne Gerichtsverfahren einbehalten werden.

Er warf den oppositionellen Gruppen vor, den Dialog mit der Gewerkschaftszentrale (COB) und der Regierung zum Scheitern gebracht zu haben, obwohl es in den Gesprächen „wichtige Fortschritte“ gegeben habe. Das „Klima der Agitation“ habe dazu geführt, daß sich einige bereits als neue Volksvertreter betrachteten und somit offen gegen die Verfassung verstießen, so der Präsident. Mit dem Ausnahmezustand solle erreicht werden, daß die Bolivianer wieder ohne Angst vor Unruhen leben können, erklärte Sanchez.

Die Gewerkschaften hatten in den vergangenen Wochen eine Welle von Streiks und Protesten ausgelöst, die sich unter anderem gegen die Reform des Bildungswesens richtete. An Ostern hatten mehr als 10.000 Eltern für den Erhalt der staatlichen Schulen demonstriert. In den vergangenen Wochen waren zunehmend Stimmen laut geworden, die Autonomierechte für sechs der neun Departamentos des Landes forderten. In Tarija hatten Oppositionelle versucht, eine eigene Regierung einzusetzen.

Die katholische Kirche, Schirmherrin der Gespräche, verurteilte am Mittwoch die Verhängung des Ausnahmezustands. Die Maßnahme trage nicht dazu bei, den Konflikt zu entschärfen, und mache die erzielten Erfolge zunichte, sagte ein Sprecher der Bischofskonferenz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen