Fernwärme für Bremens Beamte

■ Senat muß heute über den Anschluß von 128 öffentlichen Gebäuden entscheiden / Einsparung von 11.500 Tonnen CO2 pro Jahr möglich

Alle größeren öffentlichen Gebäude sollen in Bremen künftig mit Fernwärme beheizt werden, sobald ein Anschluß in ihrer Nähe liegt. Das sieht ein Vertrag mit den Stadtwerken vor, über den der Senat heute entscheidet. Die Zustimmung scheint sicher, nachdem gestern die Staatsräte einstimmig der gemeinsamen Vorlage von Umwelt- und Bauressort im Grundsatz zugestimmt haben.

Der Vertragsentwurf zu diesem „Fernwärmebündnis“ enthält bereits eine Liste der 128 Gebäude, die als erste an das Netz der Stadtwerke angeschlossen werden sollen. Das „Volkshaus“ in Walle gehört ebenso dazu wie das Überseemuseum, das Staatsarchiv und das Statistische Landesamt. Im Bereich des Bildungssenators sollen allein 50 Schulen von Gas- oder Öl- auf Fernwärmeheizung umgestellt werden. 11.500 Tonnen des Treibhausgases CO2 würden bei voller Umsetzung dieses Programms pro Jahr eingespart, hat das Umweltressort berechnet, immerhin 40 Prozent des bisherigen Ausstoßes der betroffenen Gebäude.

Mit 4,5 Millionen Mark aus seinem CO2-Reduktionsprogramm will der Umweltsenator die Umstellung auf Fernwärme fördern. Über diesen Betrag hinaus sei das „Fernwärmebündnis“ für die Stadt aber völlig kostenneutral, hat das Umweltressort ausgerechnet. Zwar liege der Fernwärmepreis über dem Preis der bisher verfeuerten Energieträger Öl oder Gas, gegenrechnen müsse man jedoch die Kosten, die bei konventioneller Heizung für Wartung und Erneuerung der Brennanlagen entstünden. Würde dies alles einbezogen, sei ein Fernwärmeanschluß für die betroffenen Gebäude sogar günstiger – und das umso mehr, je schneller der Ölpreis steigt.

Aufgefallen ist dem Umweltressort dabei allerdings ein „haushaltspolitisches Problem“, wie es in der Vorlage vornehm heißt. Entgegen jeder normalen wirtschaftlichen Planung enthalten die Etats der meisten Senatsressorts nämlich gar keine Rückstellungen für Ersatzinvestitionen von Heizungsanlagen. Ging in der Vergangenheit eine Heizung kaputt, wurden die erforderlichen Mittel für ihre Erneuerung – im Durchschnitt 100.000 Mark pro Anlage – einfach nachbewilligt. In Zukunft müssen diese bisher außerhalb des Haushalts genehmigten Mittel in den offiziellen Etat mit einbezogen werden, nicht zur Freude des Finanzsenators.

Für die Stadtwerke bedeutet das „Fernwärmebündnis“ mit der Stadt eine wichtige Unterstützung beim Ausbau des Fernwärmenetzes. Bisher liegt Bremen bei dieser ökologisch sinnvollsten Energieform mit einem Versorgungsgrad von nur elf Prozent weit hinter vergleichbaren Großstädten. Doch mit der Anschlußgarantie von 128 öffentlichen Gebäuden wird das Risiko für die geplante Erweiterung des bestehenden Fernwärmenetzes über die Bahnhofsvorstadt und die Innenstadt bis zur vorderen Neustadt deutlich geringer. Trotzdem haben die Verhandlungen zwischen Umweltsenator und Stadtwerken vor allem über technische Detailfragen insgesamt zwei Jahre gedauert.

Und bevor das Fernwärmebündnis endgültig in Kraft treten kann, soll nun zunächst noch einmal eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die vorgelegten Rentabilitätsberechnungen des Umweltressorts überprüfen, und der nach dem Teilverkauf neu zusammengesetzte Stadtwerke-Aufsichtsrat soll erneut seine Zustimmung geben. So jedenfalls hat es gestern die Staatsräte-Konferenz für die heutige Senatssitzung vorgeschlagen.

Ase