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„Ihr wollt nicht Frieden, sondern Kapitulation“

■ Friedensgespräche zwischen Mexikos Regierung und der Guerilla in Chiapas nach nur zwei Tagen unterbrochen / Zapatistas verärgert über Regierungsvorschlag

Mexiko-Stadt (taz) – Mit einer zweitägigen Verzögerung kamen am Samstag vormittag endlich die Gespräche zwischen Regierungsvertretern und der Zapatisten- Guerilla (EZLN) in Gang – dann allerdings nicht mehr von der Stelle, und schon am Sonntag vertagten sich die Delegationen auf den 12. Mai. Kein Wunder, denn der erste Tagesordnungspunkt ist kompliziert: die „militärische Entspannung“ der Lage.

Während die Zapatistas den Abzug der Armee aus der Region verlangen und dafür selbst eine Art „militärisches Stillhalten“ anbieten, haben die Regierungsunterhändler sehr viel weitergehende Vorstellungen: Die EZLN soll sich umgehend in eine „legale Organisation“ verwandeln, die Waffen niederlegen und ihre KämpferInnen an drei bestimmten Orten im Krisengebiet sammeln. Im Gegenzug werde die Regierung den Aufständischen körperliche Unversehrtheit garantieren, sie mit Unterkunft und Essen versorgen und ihre Soldaten aus diesen Gebieten „zum Großteil“ abziehen.

Zum ersten Mal hat die Regierung damit die Entwaffnung der Rebellen als Vorbedingung für Verhandlungen gefordert – was diese erwartungsgemäß zurückwiesen: Der Regierung gehe es „nicht um Frieden, sondern um Kapitulation“ erklärte Comandante „Tacho“ verärgert.

Zustande gekommen waren die Gespräche überhaupt erst, nachdem die Straßen der kleinen Tzotzil-Gemeinde San Andrés Larráinzar auf Drängen der Regierung weitgehend geräumt waren. An die 7.000 IndianerInnen aus dem Umland hatten sich seit Anfang der Woche auf den Weg gemacht, um den Dialog zu beobachten und sich am Sicherheitsgürtel zum Schutz der unbewaffneten EZLN- Comandantes zu beteiligen – ein „unannehmbares Sicherheitsrisiko“ für das Innenministerium.

Auf die ausdrückliche Bitte der Zapatistendelegation – „um der Regierung keine weiteren Vorwände zur Verzögerung des Dialogs zu bieten“ – machten sich die indianischen Familien am Freitag abend in strömendem Regen wieder auf den Heimweg. „Wenn sie hier keine Indios wollen“, so ein Koordinator verbittert, „dann gehen wir eben.“

Es sei um eine „Prinzipienfrage“ gegangen, betonte Chefunterhändler Marco Antonio Bernal am Sonntag. Gerade das aber ist es, was die Aufständischen besonders erbittert: „Ihr wiederholt den Fehler, zu glauben, daß die Indianer unfähig seien, sich selbst zu organisieren“, heißt es in einem Kommuniqué der EZLN-Führung. Das Dialog-Vorspiel sei ein Ausdruck der „Verachtung gegenüber den indianischen Völkern“, so Comandante David. Anne Huffschmid

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