: Palästinenser stirbt nach Verhör durch Israelis
■ Angeblicher Hamas-Aktivist ohne Überlebenschance in Krankenhaus gebracht
Tel Aviv (taz) – Ein 30jähriger Palästinenser hat bei einem Verhör durch israelische Geheimdienstler offensichtlich so schwere Verletzungen erlitten, daß er daran gestorben ist. Abd As-Samad Hrizat aus Hebron aus der von Israel besetzten Westbank war am Samstag verhaftet worden, weil er angeblich zur islamistischen Hamas-Bewegung gehörte. Israelische Militärs brachten den Computerexperten anschließend zum Verhör in das Jerusalemer „Russian-Compound-Gefängnis“. Gestern früh starb er im Hadassa- Krankenhaus.
Einer der behandelnden Ärzte teilte dem Anwalt der Familie gestern mit, Hrizat sei kurz nach seiner Inhaftierung in kritischem Zustand in das Krankenhaus eingeliefert worden. Die Ärzte hätten Zeichen schwerer Hirnschäden diagnostiziert, Hrizats Überlebenschancen seien gleich Null gewesen. Zwar seien am Kopf des Eingelieferten keine Wunden erkennbar gewesen, wohl aber habe der Körper deutliche Zeichen von Schlägen aufgewiesen. Inzwischen wurde die Abteilung für Polizeiuntersuchungen des Justizministeriums beauftragt, Anschuldigungen der Familie zu überprüfen, wonach Mitglieder des Geheimdienstes und der Polizei für den Tod verantwortlich sein sollen.
Nach Angaben seiner Angehörigen war Hrizat bei seiner Verhaftung völlig gesund gewesen. Vertreter der israelischen Behörden behaupten dagegen, Hrizat sei infolge einer Krankheit gestorben. Zwar sei er vom Geheimdienst „Shin Bet“ verhaftet worden, vor seiner Einlieferung in das Krankenhaus sei er jedoch nur von Beamten des Militärs und der Polizei verhört worden.
Gestern verfügte ein Gericht in Jerusalem, daß Hrizats Leiche obduziert werden soll. Der Rechtsanwalt der Familie des Toten forderte die Beteiligung eines ausländischen Pathologen dabei. Die Entscheidung darüber wollen die Richter heute unter Ausschluß der Öffentlichkeit fällen. Amos Wollin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen