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Nagel wünscht Klemann alles Gute

■ Bauverwaltung sieht kaum Chancen für neue Superhalle auf dem Olympia-Gelände / Risiko bleibt die Finanzierung

Ist die vom Senat geplante Mehrzweckhalle auf dem Olympia-Gelände ein Wahlkampfgag von Sportsenator Jürgen Klemann (CDU)? Die Senatsbauverwaltung, die im vergangenen Herbst mit einem Mammutprojekt auf dem Gelände des abgerissenen Stadions der Weltjugend in Mitte scheiterte, sieht dem neuen Vorhaben mit allergrößter Skepsis entgegen. „Wir können Herrn Klemann nur viel Glück wünschen“, meinte dazu gestern der Sprecher der Bauverwaltung, Ralf Schlichting. Die Erfahrung der Bauverwaltung mit dem Vorhaben an der Chausseestraße habe gezeigt, daß derzeit „kein Investor bereit ist, die Risiken bei den Bau- und Betreiberkosten zu tragen“.

Die Planung der für das Olympia-Gelände zuständigen Sportverwaltung sieht vor, die für bis zu 20.000 Plätze vorgesehene Halle auf dem Schenkendorffplatz durch einen privaten Investor hochziehen und anschließend betreiben zu lassen. Geschätztes Bauvolumen: mindestens 100 Millionen Mark. Derzeit wird mit den Investorengruppen Philip Holzmann, Prinz Hohenlohe und Banghard sowie Gerry Weber verhandelt. Eines der größten Probleme, wie auch Klemann am Dienstag eingeräumt hatte, ist das finanzielle Risiko. Um die Kosten zu decken, müßte für eine hohe Auslastung durch sportliche oder kulturelle Veranstaltungen gesorgt werden. Aus diesem Grund sah das von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) beerdigte Konzept eine Mantelbebauung vor, in der Läden, Büros und Dienstleister untergebracht werden sollten.

„Die Olympia-Halle von Herrn Nagel ist mit unserem Plan nicht vergleichbar“, betonte hingegen gestern der Sprecher des Sportsenators, Andreas Moegelin. Es sollten keine Gewerbeflächen im Umfeld der Halle geschaffen werden. Lediglich an „Nebenräume“ innerhalb des Baus sei gedacht, die von den Investoren dann weitervermietet werden könnten. „Dies werden voraussichtlich Gastronomiebetriebe sein“, so Moegelin. Keine Überschneidungen sieht die Sportverwaltung mit der im Bau befindlichen landeseigenen Arena in Prenzlauer Berg, die 6.000 bis 10.000 Zuschauern Platz bieten soll. Ursprünglich sollte sie als Radsporthalle dienen. Nach der Olympia-Pleite wurden die Planungen umgeworfen: Nun soll sie auch anderen sportlichen Disziplinen Raum geben.

Mit der neuen Mehrzweckhalle auf dem Olympia-Gelände will die Sportverwaltung laut Moegelin ein „Anschubprojekt“ für die Umwandlung des Geländes in einen künftigen Sport- und Freizeitpark. Übereinstimmend seien die drei Investoren der Ansicht, daß das Olympia-Gelände wegen seiner verkehrlichen Anbindung am besten für eine Großhalle geeignet sei. Der von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer bevorzugte Standort Papestraße sei hingegen bei den Gesprächen auf Ablehnung gestoßen. Hassemer war aus Gründen des Denkmalschutzes gegen eine Bebauung auf dem Olympia- Gelände. Severin Weiland

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