: Marktplatz für die Dritte Welt
■ 33. Importmesse mit mehr als neunhundert Ausstellern aus 68 Ländern eröffnet / Diepgen gegen Festung Europa
Nur wenige Besucher fanden gestern in die Messehallen unter dem Funkturm, wo die 33. Importmesse eröffnet wurde. Entsprechend bescheiden war der Andrang vor dem Stand von Ala Eldeen Nofal. Der Ägypter handelt mit mundgeblasenen Parfümflakons, Papyrusbildern und Bedarf für orientalischen Tanz. „Bis jetzt habe ich noch nichts verkauft, aber ich liebe diese Messe“, sagte Nofal, der auf einen erweiterten Kundenkreis hofft.
Auf 21.000 Quadratmetern bieten sich dem Messebesucher Produkte aus aller Welt. Thailändischer Goldschmuck, ungarische Glaskunst und seltene koreanische Lackmöbel hängen neben chinesischen Textilien hervorragender Qualität, die in der Bundesrepublik Deutschland bereits massenhaft verkauft werden.
Die Import-Messe, die vor allem als Marktplatz für die Länder der Dritten Welt jahrzehntelange Tradition besitzt, bietet ein reiches Angebot an Textil- und Geschenkartikeln aus aller Welt. Die über 900 Anbieter aus insgesamt 68 Ländern nutzen die bis zum 29. April dauernde Messe als Plattform zur Warenrepräsentation und Kontaktaufnahme. Allein die Volksrepublik China ist mit fast 70 Unternehmen, insbesondere aus der Freihandelszone Shenzhen, auf der Messe vertreten. Mit rund 180 Anbietern ist jedoch Indien größtes Ausstellerland.
Zu den Ausstellern gehört beispielsweise Delfin Aliaga Gonzalez, der gemeinsam mit seinem Bruder Franklin den Import-Shop „Bambus“ betreibt. Die aus dem peruanischen Trujillo stammenden Brüder haben sich auf die Produktion von Blasinstrumenten aus Bambus und die Einfuhr lateinamerikanischer Folkloremusik spezialisiert. „Schau her, keine Knoten“, erklärte Franklin Gonzalez die Besonderheiten der Verarbeitung einer fast zwei Meter langen Panflöte aus eigener Herstellung. Auch die Gonzalez hoffen auf Großabnehmer. Doch am ersten von insgesamt vier Messetagen verkauften die Lateinamerikaner überwiegend einzelne CDs und ein paar Panflöten.
Insgesamt 27 Länder aus Afrika, Osteuropa, dem Nahen Osten und Lateinamerika nehmen wohl nur deshalb teil, weil der Stand vom Protrade-Handelsförderungsprogramm der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) finanziert wird. Zum erstenmal präsentiert sich das palästinensische Autonomiegebiet auf der Import-Messe mit Glaswaren, Schuhen und Jesusköpfen aus Olivenholz. Die Produktpalette der von Protrade geförderten Länder reicht von Glaswaren aus der Ukraine über traditionelle Stoffe aus Burkina Faso, Korbwaren aus Ghana bis hin zu Ethnoschmuck aus Tansania. Weitere interessante Angebote der Aussteller sind Keramik aus Bolivien, Hängematten aus Nicaragua, Holzspielzeug aus Lettland und Silberschmuck aus Nepal.
Der Regierende Bürgermeister Diepgen sprach sich anläßlich der Eröffnung dafür aus, daß die Europäische Union für die Länder und Waren der Dritten Welt weiter öffnen müsse. „Wir wollen keine Festung Europa, weil wir davon überzeugt sind, daß ein freier Welthandel mit großem Vorteil für alle Seiten verbunden ist“, sagte Diepgen. Peter Lerch
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