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Vor neuen Kämpfen

■ Am Sonntag um Mitternacht endet offiziell der Waffenstillstand in Bosnien

Zagreb/Sarajevo (dpa/AFP) – Zwei Tage vor dem Ende des nur noch auf dem Papier bestehenden viermonatigen Waffenstillstandes haben die bosnischen Serben ihren Druck auf das von ihnen eingekesselte Sarajevo und die UN-Blauhelme verstärkt. Nach Berichten des UN-Hauptquartiers nahmen die Serben gestern die einzige noch offene Bergstraße unter Feuer, verweigerten die Öffnung des Flughafens, beschossen UN-Soldaten und stellten UN-Angestellte zeitweise unter Hausarrest. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić verschob überraschend eine Pressekonferenz, auf der er sich über das Ende der Waffenruhe äußern wollte.

Die Serben wollen auch den seit 1992 von Blauhelmen verwalteten Flughafen wieder übernehmen. Sie verlangten vor einer Öffnung des Flugplatzes vollständige Kontrollen von Ladung und Passagieren. Dazu solle auf dem Flughafen ein serbisches Kontrollbüro eingerichtet werden. Da sowohl die Moslems als auch die UN-Vertreter das ablehnten, blieb der Flughafen geschlossen. Neue Verhandlungen sollen irgendwann später aufgenommen werden.

Der UN-Sondergesandte Yasushi Akashi hielt an seinen Plänen fest, am Sonntag in Sarajevo noch einen letzten Vermittlungsversuch zu unternehmen. Der griechische Außenminister Karolos Papoulias reiste nach Teheran zu einer für Samstag geplanten Konferenz über die Erneuerung der Waffenruhe. An der Konferenz unter Leitung des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati nimmt neben Griechenland auch Bosnien teil. Der EU-Vermittler David Owen, der zur Vorbereitung der Dreiländerinitiative mit Papoulias in Athen beraten hatte, erklärte, nach einer Phase der Instabilität sei eine Erneuerung der Waffenruhe noch möglich. Doch die Chancen dafür scheinen äußerst gering. Frankreich hatte den Abzug seiner 4.600 Soldaten angekündigt, wenn eine Verlängerung nicht erreicht werde. Dies würde jedoch nach Einschätzung von UN-Kreisen zum Zusammenbruch der Friedensmission in Bosnien führen.

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