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Kandidatenstrudel

■ Bündnisgrüne streiten sich über den Vorschlag, Bürgerrechtlerin Bohley und Ex-PDSler Börner aufzustellen

Verkehrte Welten bei den Bündnisgrünen. Der Vorschlag einer Initiative, die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley und das ehemalige PDS-Vorstandsmitglied Rainer Börner auf die offene Liste zu wählen, wirbelt die innerparteilichen Lager durcheinander. Während der Realo Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher, die Kandidaten „auf gar keinen Fall“ unterstützen will, hat der für seine PDS-Tolerierungspapiere bekannte Parteilinke Jochen Esser den Aufruf sogar unterschrieben. Unterstützung findet der Vorstoß auch bei zahlreichen Bürgerrechtlern, unter ihnen Katja Havemann, der Bundestagsabgeordnete Werner Schulz von Bündnis 90/Die Grünen sowie die Schriftsteller Jürgen Fuchs und Lutz Rathenow. Einer der Hauptinitiatoren ist der Sohn der DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld (vormals Wollenberger), Philip Lengsfeld. Mit der gemeinsamen Kandidatur erhofft sich der 23jährige Student „einen neuen Umgang mit der Vergangenheit“. Diplomatisch kommentierte gestern Landesgeschäftsführer Norbert Schellberg das Kandidaten-Doppelpaket: „Nicht ohne Charme – die Bürgerrechtlerin und der bekennende IM“. Börner, vor der Wende FDJ-Funktionär, hatte sich noch vor der Volkskammer als Stasi-Mitarbeiter geoutet.

Mit Börner, so glaubt Esser, könne die Partei signalisieren: „Wir machen nicht jeden um einen Kopf kürzer, nur weil er irgenwann einmal irgendwas getan hat. Uns geht es um den fairen Umgang mit Personen, die zu ehrlicher Selbstkritik bereit sind.“ Bohley und Börner zusammen seien auch geeignet, im Osten neue Wählerkreise für die Bündnisgrünen zu gewinnen. Dagegen empfiehlt Cramer dem heutigen Plattenhändler Börner Zurückhaltung: „So mutig seine Offenbarung als IM unter den damaligen Umständen auch war – den Wiedereinstieg in die Politik sollte ein ehemaliger Spitzel nicht mit einem Mandat beginnen.“ Gegen Bohley hegt Cramer noch Groll aus vergangenen Zeiten. Die Mitgründerin des Neuen Forums habe 1990 ihr Wahlversprechen gebrochen, mit den Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus eine Fraktion zu bilden. So sehr er auch ihre Biographie schätze – damals hätte sie „auf Spaltung gesetzt, statt zu uns zu kommen“. Severin Weiland

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