: „Immer noch behandelt wie der letzte Dreck“
■ SozialhilfeempfängerInnen in Berlin und Brandenburg werden in einer neuen Broschüre detailliert und parteilich über ihre Rechte und Ansprüche informiert
Eine lange, gewundene Treppe zieht sich einen Berg hoch, ein Comic-Männchen kriecht auf allen vieren auf das Sozialamt am Gipfel des Berges zu. „Damit das nicht so bleibt!“ steht unter der Karikatur auf der zweiten Seite der neuen Sozialhilfebroschüre für Berlin und Brandenburg.
„Sozialhilfeempfänger werden immer noch behandelt wie der letzte Dreck“, stellen die Verfasserinnen, eine Gruppe von Frauen, die in der Sozialhilfeberatung arbeiten, fest. Nach ihrer Erfahrung werden Sozialhilfeberechtigte auf den Ämtern nicht oder nur unzureichend über ihre Ansprüche und Rechte aufgeklärt. „Wer nichts weiß, kann auch nichts in Anspruch nehmen“, schreiben die Autorinnen.
Damit sich das ändert, beschreibt ihre 200 Seiten starke Broschüre detailliert und parteilich, auf welche Leistungen Sozialhilfeempfänger einen Anspruch haben. Wer wissen will, wie man einen Antrag auf Sozialhilfe stellt oder welches Einkommen auf die Sozialhilfe angerechnet wird, findet hier schnell die richtige Seite. Das Stichwortverzeichnis reicht von Arbeitspflicht bis Weihnachtsbeihilfe. Zahlreiche Tabellen, Berechnungsbeispiele und Musterbriefe bieten Hilfestellung im Umgang mit dem Sozialamt. Der Ratgeber geht auch auf besondere Lebenslagen ein. Für Schwangere, die Sozialhilfe beziehen, oder Frauen, die ins Frauenhaus geflüchtet sind, gibt es extra Kapitel. Auch die Sonderregelungen für ImmigrantInnen und Flüchtlinge werden erläutert.
Die 8. aktualisierte Fassung berücksichtigt darüber hinaus die zahlreichen Änderungen, die seit dem vergangenen Jahr in Kraft getreten sind, wie z.B. die Ausweitung von Rückzahlungsmöglichkeiten der Sozialhilfe. Für den Fall, daß die ausführlichen Erklärungen noch Fragen offen lassen, hilft der Adressenteil dabei, die nächstgelegene Sozialhilfeberatungsstelle zu finden. win
Die Sozialhilfebroschüre für Berlin und Brandenburg kann bei der Sozialen Beratung im Gesundheitszentrum Gropiusstadt, Lipschitzallee 20, 12351 Berlin, bestellt werden. Inklusive Versand kostet sie für SozialhilfeempfängerInnen und Arbeitslose 6 Mark, für alle anderen 12 Mark. Sie wird nur gegen Vorauszahlung verschickt. Erhältlich ist sie auch bei Sozialberatungsstellen.
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