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8. Mai

Anläßlich des 8. Mais wird ja zur Zeit diese unsägliche Debatte über „Befreiung oder Niederlage“ geführt. Ich denke, bei dieser Debatte wird von denen, die den 8. Mai selbstverständlich als Tag der Befreiung feiern wollen, und alles andere wäre ja wohl auch unerträglich, trotzdem übersehen:

In Wirklichkeit, damals, am 8. Mai 1945, war es natürlich keine Befreiung. Das hieße, den Deutschen von damals zuviel Ehre anzutun! Das hieße sie in eine Reihe stellen mit unterdrückten Völkern, die jahrelang unter der Knute von Militärregimes und Diktatoren bluten und einfach zu schwach sind, sich zu wehren, oder die es schließlich doch tun. Nein: die Deutschen von 33 haben Hitler gewählt. Sie haben ihn danach hoch und immer höher gehoben. Sie haben seinen braunen Schwachsinn nachgebetet, haben sich prima gefühlt als Arier und Herrenrasse. Mit der Kriegskonjunktur der Wirtschaft konnten sie auch ganz gut leben. Schließlich sind sie, mit der „Wacht am Rhein“ auf den Lippen, für Hitler in diesen Krieg gezogen.

Sie haben seine grauenhaften Ideen an ihren jüdischen Mitmenschen exekutiert oder haben diese Greuel wenigstens ignoriert, weil irgendwie minderwertig waren die Juden ja schon (so wie heute „die Asylanten“). Sie haben sich bis in die letzten Tage des Krieges für den Endsieg verheizen lassen, nicht ohne vorher die entsetzlichsten Kriegsverbrechen zu begehen. Nein, diese Deutschen waren nicht unterdrückt, sie waren als Ganzes die Unterdrücker Europas. Diese Deutschen sind besiegt worden, nicht befreit.

Das sollte man, wenn man heute von Befreiung spricht, und das muß man natürlich, nicht vergessen. Ihr habt diese Position übrigens, ganz am Rande allerdings, schon mal gebracht, in den Bildunterschriften zu dieser amerikanischen Fotografin nämlich [„War is over – Lee Millers Wut“, taz vom 15./16.4.95; d. Red.], die nach der Kapitulation in Hitlers Badewanne gesessen hat und die die geprügelten KZ-Schergen fotografiert hat; ihr habt sie da dementsprechend zitiert und das auch in einen Zusammenhang zur aktuellen Debatte gesetzt. Ich finde diesen Punkt wichtig, ihr hättet das ruhig etwas mehr rausstreichen können! Ute Müller-Giebeler, Aachen

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