■ Das Portrait: Pfarrer mit Engagement
Er ist kein Kleriker, der sich in seiner Kirche verschanzt und mit erhobenem Zeigefinger predigt. Er ist ein Pfarrer, der weiß, wann es gilt, sich einzumischen. Im Fall des Kirchenasyls für die Kurdin Sahize Simsek und ihre beiden Kinder Leyla und Bilal war das der Fall. Steppach, der kleine Ort im Landkreis Augsburg, ist die dritte Station des 37jährigen Pfarrers Peter Brummer, der zuvor im Augsburger Stadtteil Lechhausen, danach in Buchloe gewirkt hat.
In den achtziger Jahren konnte man das Pax-Christi- Mitglied Brummer freitags immer wieder am Augsburger Königsplatz antreffen. Der „Schweigekreis für den Frieden“ demonstrierte still gegen die Aufrüstung. Ebenso setzte sich Brummer schon immer für die Dritte Welt ein und – nicht erst seit dem Fall Simsek – für bedrohte Minderheiten. Schon als Student war er in der Asylarbeit aktiv. Sowohl um Bengalen als um die Vietnamesen in seiner Gemeinde kümmerte sich der Theologe.
Mehrere Aufenthalte in Kenia und auf den Philippinen schärften seinen Blick für die Probleme in den armen Ländern dieser Welt. In seine Pfarrei in Steppach, einer – wie man sagt – gutbürgerlichen Gemeinde mit überdurchschnittlich vielen Akademikern, hat sich Pfarrer Brummer als konsequenter Mann einen Namen gemacht. Er sagt auch gegenüber der Amtskirche deutlich
Peter Brummer Foto: taz-Archiv
seine Meinung, steht aber loyal zu seinem Arbeitgeber. Ein wenig haftet Brummer der Ruf an, seine Mitarbeiter zu stressen und sich zuviel auf einmal vorzunehmen. Da kann es schon mal vorkommen, daß ein Termin schlichtweg „verschwitzt“ wird, Pünktlichkeit ist eher eine unbekannte Tugend für Peter Brummer.
Seine Gottesdienste kommen an, weil er locker und menschenfreundlich predigt, weil er nicht abgehoben doziert. Ungewöhnlich stark bindet er Laien in seine Kirchenarbeit ein. Was der passionierte Hobbyreiter überhaupt nicht mag, sind Mauscheleien und Intrigen. Eine gehörige Portion Unredlichkeit hat Peter Brummer beim bayerischen Innenminister Beckstein im Fall des Kurden Fariz Simsek ausgemacht. Der Pfarrer kann nicht verstehen, daß gegen Simsek und seine Familie mit solch übertriebener Härte vorgegangen wird. Unmenschlich ist das in seinen Augen, und daher habe er einfach handeln müssen, als ihn Renate Hummel von der Augsburger ai-Gruppe um Unterstützung bat. Klaus Wittmann
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