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Hitler lebt weiter

■ Zahlreiche Städte weisen Nazigrößen immer noch als „Ehrenbürger“ aus

Hamburg (dpa) – Der Name Adolf Hitler lebt in den Ehrenbürgerbüchern einiger deutscher Städte weiter, in Baden-Baden etwa. Derzeit denken Politiker darüber nach, ihn auszustreichen. Aus „historischen Gründen“ will Oberbürgermeister Ulrich Wendt (CDU) den Namen jedoch nicht löschen. Auch im mecklenburg- vorpommerschen Waren wurde der Name Hitler noch nicht gestrichen. Die Stadtverwaltung versteckt sich hinter dem Gesetz und will erst einmal eine Satzung zur An- und Aberkennung der Ehrenbürgerschaft erarbeiten.

Im niederbayerischen Plattling wurden „Adolf Hitler, Reichskanzler“ und „Heinrich Himmler, Reichsführer-SS“ Anfang des Jahres sogar im offiziellen Adreßbuch als Ehrenbürger der Stadt ausgewiesen. Die Namen seien versehentlich auf die Liste geraten, sagt die Stadtverwaltung. Vor dem Verkauf wurden dann die Eintragungen in den 7.000 Exemplaren mit Filzstift unleserlich gemacht.

In Bonn wurde Hitlers Name zwar gestrichen. Formal gilt er dennoch als Ehrenbürger. Nach Einschätzung des Stadtarchives gibt es keine Regelung für eine nachträgliche Aberkennung.

Zahlreiche ostdeutsche Städte – darunter Cottbus, Görlitz, Leipzig, Potsdam und Rostock – faßten erst 1990 den formalen Beschluß, Nazigrößen die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. „Die ersten Bürgermeister nach dem Krieg hatten andere Sorgen. Als die Ehrenbürgerschaften dann später bemerkt wurden, hat man es lieber unter Verschluß gelassen, um die Peinlichkeit zu ersparen“, versucht die Direktorin des Leipziger Stadtarchives, Beate Berger, das späte Handeln zu erklären. In Köln wurden 1989 alle Ehrenbürgerschaften aus der Nazizeit für nichtig erklärt.

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