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Lob der Fahnenflucht

■ Demo für Ex-Deserteure in Erfurt / Grüne fordern Rehabilitierung

Erfurt (dpa/taz) – Die Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren haben am Samstag in Erfurt PolitikerInnen, GewerkschafterInnen, AntimilitaristInnen und AutorInnen gefordert. An einem Friedenszug zur Zitadelle Petersberg, einem NS-Hinrichtungsort, wo ein „Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur“ aufgestellt werden soll, beteiligten sich etwa 400 Menschen. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen forderte, die Verurteilungen von Deserteuren und „Wehrkraftzersetzern“ durch die NS-Justiz pauschal für nichtig zu erklären und die Opfer zu entschädigen.

„Wer den Opfern der Militärjustiz die Rehabilitierung verweigert, weil er sie als Kritik an anderen Kriegsteilnehmern mißversteht, erweckt den Eindruck, er trauere immer noch der Niederlage der Wehrmacht nach“, sagte der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Volker Beck.

Den Deserteuren müsse endlich Ehre zukommen, verlangte der Schriftsteller Ralph Giordano. Der Autor und Wehrmachtsdeserteur Gerhard Zwerenz bezeichnete „Fahnenflucht“ deutscher Soldaten während des Zweiten Weltkriegs als „Flucht vor einem Verbrecherhaufen“. Die Deserteure hätten sich der Mordmaschinerie entzogen und damit ihre Schuld verringert. Vorbehalte äußerte erneut Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU). „Ich kann nicht akzeptieren, daß allen Deserteuren ein Denkmal gesetzt werden soll“, sagte er bei einem Symposion am Samstag.

Nach der Kundgebung, an der sich viele Jugendliche beteiligt hatten, stellte der Künstler Thomas Nicolai sein Konzept für das Denkmal vor, das am 1. September fertig sein soll. Nach kontroverser Debatte hatte der Erfurter Stadtrat im März entschieden, das Denkmal als zweites in den neuen Ländern aufzustellen. Dem Initiativkreis zur Errichtung des Denkmals haben sich 150 Persönlichkeiten und Organisationen angeschlossen.

Kommentar auf Seite 10

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