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Afrikas Diktatoren freuen sich über Chirac

■ Improvisierte Siegesfeiern und Lobpreisungen nach dem Wahlsieg

Paris (IPS/taz) – Der Wahlsieg von Jacques Chirac in Frankreich hat in Afrika zu teilweise überschwenglichen Reaktionen geführt. Im Norden der kongolesischen Haupstadt Brazzaville schossen jubelnde Anhänger des 1991 entmachteten Ex-Diktators Denis Sassou Nguesso in die Luft, in seinem Heimatdorf Oyo wurde eine Siegesfeier veranstaltet. Nguesso und seine Anhänger hatten 1993, als ein Bürgerkrieg Brazzaville erschütterte, mit den französischen Ölkonzernen gegen den gewählten Staatschef Pascal Lissouba intrigiert.

Auch in der Elfenbeinküste, wo mit Präsident Henri Konan Bedié die Gaullistenfreunde fest im Sattel sitzen, wurde die Wahl Chiracs begrüßt. Die Regierungszeitung Fraternité Matin brachte ein Foto von Chirac und Bedié und hob Chiracs „Verständnis für afrikanische Realitäten“ hervor.

Beifall für Chirac kommt vor allem aus der Ecke der notorischen Demokratieverächter in Afrika. Die Diktatoren in Zaire und Togo, Mobutu Sese Seko und General Gnassingbe Eyadema, bezeichneten Chirac als „Freund Afrikas“. Gabuns Dauerpräsident Omar Bongo sah in ihm sogar einen „Bruder“, über dessen Wahl er jubele.

Afrikas Demokraten sind skeptischer. Der 1992 gewählte Staatspräsident Malis, Alpha Oumar Konare, mahnte: „Niemand wird Afrika für die Afrikaner entwickeln.“ Auch Senegals Abdou Diouf, zwar kein Musterdemokrat, aber dennoch Herrscher über ein stabiles Mehrparteiensystem, kommentierte vor der Wahl, ihm sei es egal, wer gewinne, „Hauptsache er vergißt Afrika nicht“.

Chirac wird seine Freunde in Afrika wohl nicht vergessen. Vor seiner Wahl versprach er eine Erhöhung der französischen Afrikahilfe, da eine Migration „afrikanischer Horden“ Richtung Europa verhindert werden müsse. Als 1990 die Demokratisierungswelle in Afrika begann, hatte Chirac die Demokratie als nicht angebracht für afrikanische Verhältnisse bezeichnet. So rechnen Beobachter in Paris mit einer Fortsetzung der traditionellen französischen Afrikapolitik, die vor allem aus Einflußwahrung durch enge persönliche Kontakte zwischen den Mächtigen besteht und für Sharon Courtoux von der linken Organisation „Survival“ dadurch „mafiosen Verbindungen“ gleicht.

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