Sanssouce: Nachschlag
■ Zwei Künstlerinnen in zwei Frauengalerien: Gabriele Koerbl und Elke Grundmann
Die Berliner Fraueninitiative Xanthippe betreibt in der Nähe des Märkischen Museums die Inselgalerie. Derzeit stellt Gabriele Koerbl dort „Köpfe“ aus. Die ehemalige DDR-Bühnenbildnerin hat sich nach der Wende natürlich umschauen müssen und widmet sich jetzt ganz der Kunst. Sie malt Eierköpfe und Eierköpfe. Bisher hat sie fast 400 davon fertiggestellt und plant, sie auch noch in weiteren Ausstellungen zu zeigen. In grellem Öl, oft als Grundfarbe hingeschleudert, fängt sie zeitgenössische Eiertänze auf. Lächelndes Oval, staunendes Oval, Gesichter im Schmerz, liebevoll-nette Gesichter – alles eiförmig abgerundet. Der Eiertanz als universeller Reigen?
Nein, nicht so pauschal, nicht in diesem Sinne beruhigend. Durch das Unterschiedliche der Persönlichkeiten sehen wir den aktuellen Nenner, die Erkenntnis der konkreten Situation. Aber: einmal gelegt, kann das Ei als Prinzip Hoffnung begriffen werden. So konnte man auch mit Wohlbehagen die bei der Vernissage gereichten Eier verzehren, pikant mit Salat garniert. In dieser Frauengalerie machen die maskenhaften – mitunter maskulin anmutenden – Köpfe, die doppelreihig gehängt, drohend von den Wänden herabsehen, niemandem Bange. Erstaunlich viele Männer waren auch bei der Eröffnung und man erfuhr, daß das Programm der Galerie vorsieht, später auch männliche Kollegen als Mitaussteller einzuladen.
Jetzt zum entgegengelegenen Stadtteil, nach Charlottenburg, in die Nähe des Schlosses. In der Galerie des Frauenforschungs- und Informationszentrum (FFBIZ) stellt Elke Grundmann aus. Sie ist ein Neuling in der Szene, Autodidaktin, und hat eine raumgreifende Installation geschaffen. Der Titel der Ausstellung, „Scheiterhaufen“, wird auf einprägsame Weise direkt ins Bewußtsein gebracht. In der Mitte aufeinandergelegte Zweige. Darunter brennendes Rot. Verkohlte Bücher, Spielzeug, Kleiderfetzen ... An den Wänden lodert das Feuer, rotgelb züngelt es hoch auf „Tapetenbahnen“. Es ist die uralte Hexenverbrennung, es ist aber auch die Neuzeit mit der Frau, die dreifach verbrannt wurde: als Jüdin, das heißt Fremde, als Weib, als Mensch. Die winzigen Figuren auf den flammensprühenden Papierbahnen – hier Zinnsoldaten, dort plötzlich Elefanten oder Fische – zeigen den globalen Charakter des Scheiterhaufens. Und – kein so simples Wortspiel – das Scheitern der ganzen Menschheit, wenn er weiter brennt ... Liljana Georgieva
„Köpfe“ von Gabriele Koerbl, bis 13. 5., Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr, Inselgalerie, Inselstraße 13, Mitte
„Scheiterhaufen“ von Elke Grundmann, bis 18. 5., Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr, FFBIZ-Galerie, Danckelmannstraße 15, Charlottenburg.
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