■ Linsen Soufflée
: Große Männer und große Budgets

Schmalzschwänzchen Steven Seagal spielt zwar immer gerne den supercoolen Oberknochenbrecher, leidet aber unter einem schweren Minderwertigkeitskomplex. Der Mann mißt stolze 1,91 Meter, hält sich aber für zu klein. Deshalb ließ er für sein neues Tötet-sie-alle-Machwerk „Alarmstufe Rot II“ einen Teil des Sets in kleinerem Maßstab bauen, damit er actionheldmäßig besser rüberkommt. Hätte er gleich die Hauptrolle in „Angriff der 20 Meter Frau“ übernommen, hätte er sein Problem begraben können. Kevin Costner ist auch so einer, der sich immer etwas größer macht. Jetzt wurde auf sein Meckern hin der Regisseur von „Waterworld“ (wir erinnern uns: Produktionskosten bis jetzt 175 Millionen Dollar, teuerster Film aller Zeiten), Kevin Reynolds, gefeuert. Reynolds saß monatelang im Schneideraum, aber sein Final Cut paßte Costner überhaupt nicht. Er wollte seine Rolle viel heroischer haben. Der für den 28. Juli geplante US-Start soll auf jeden Fall eingehalten werden, verspricht Universal. Wenn „Waterworld“ floppt, kann allerdings nur noch das Dreamteam Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg, David Geffen das Studio retten. Die Gerüchte, Universal werde die weltweiten Kinorechte an SKG-Filmen bekommen, halten sich hartnäckig. Mittlerweile scheint auch die Finanzierung der drei Herren und ihrer „Dreamworks“-Fabrik zu stehen. Gerade wurde die Beteiligung der koreanischen Firma „One World Media Corp.“ bestätigt. Die Koreaner steigen mit 300 Millionen Dollar ein und bekommen dafür 10,8 Prozent von Dreamworks. Investitionen in Hollywood, wenn sie richtig getätigt werden, sind wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Und nun ist auch noch ein neuer, riesiger Absatzmarkt für Ami-Träume hinzugekommen: In China hat die umfassende Vermarktung von US-Filmen begonnen. Goldgräberstimmung in Kalifornien. „True Lies“ zum Beispiel spielte in China auf 144 Leinwänden in zehn Tagen 1,78 Millionen US- Dollar ein – bei einem Kartenpreis von umgerechnet 40 Cents. Wenn der Schwarzenegger-Reißer ausgequetscht ist, wird mit „Forrest Gump“ sofort der nächste Angriff geritten. Die Manager in Hollywood setzen derweil zwar immer noch auf riesige Budgets (100 Millionen gelten inzwischen als „normal“) bei der Herstellung ihrer Produkte, werden aber immer öfter eines Besseren belehrt. Zur Zeit stehen zwei Filme mit lächerlich geringen Budgets an der Spitze der US-Charts: „While You Were Sleeping“, eine schmalzige Komödie, in der sich Sandra Bullock (die Busfahrerin aus „Speed“) als Verlobte des im Koma liegenden Peter Gallagher ausgibt, steht auf Platz eins, dicht gefolgt von „Friday“ (Budget: 2,5 Millionen), einer HipHop-Klamotte mit Rapstar Ice Cube. Das irritiert die Armani-Träger ein wenig. Ein Opfer ihrer Verwirrung wurde Joe Eszterhas. Der Star-Schreiber bot sein neues Skript „Blaze of Glory“, die Geschichte der Soullegende Otis Redding, an, und keines der Major-Studios zeigte Interesse. Ausgezeichnete Qualität hieß es, aber bei Produktionskosten von 40 Millionen Dollar leider zu teuer. Eszterhas zog das Drehbuch zurück. Er will es jetzt überarbeiten, billiger machen. Karl Wegmann