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Frieden ohne Anerkennung von Menschenrechten?

■ betr.: „Wallraff gegen Orientali stin“ („Friedens“preis des Deut schen Buchhandels für Annemarie Schimmel), taz vom 6. 5. 95

Wer Frau Schimmels Äußerungen in den Tagesthemen am Donnerstag, dem 4. Mai, aufmerksam gehört hat, in denen sie Verständnis für die Fatwa, die Todesdrohung islamischer Fundamentalisten gegen Salman Rushdie zeigte, kann sich über die Entscheidung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, den diesjährigen Friedenspreis Frau Schimmel zukommen zu lassen, nur wundern: Frieden ohne Anerkennung von Menschenrechten? Und so wird sich der Börsenverein fragen lassen müssen, welches Verständnis von Frieden er seiner Preisverleihung zugrunde legt.

Der Verband deutscher Schriftsteller Berlin hatte bereits für den Friedenspreis 1994 den türkischen Schriftsteller Aziz Nesin, dem für sein Engagement für Menschenrechte und Demokratie von der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille 1993 verliehen worden war, vorgeschlagen. Dieser Vorschlag blieb jedoch ohne Resonanz. Nach der diesjährigen Entscheidung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels überrascht das nicht mehr: Da Aziz Nesin Salman Rushdie ins Türkische übersetzt und den radikalen Fundamentalismus als Feind jeglicher Demokratisierung und von Menschenrechten brandmarkt, lebt auch er unter der Todesdrohung der islamischen Fundamentalisten. Helmut Essinger, Berlin

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