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IM Hans und IM Marcella

■ Früherer SPD-Politiker unter Stasi-Verdacht verübte Selbstmord / Beginn des Prozesses gegen seine Frau unklar

Der unter Stasi-Verdacht stehende frühere Berliner SPD-Politiker Bodo Thomas hat wenige Tage vor Beginn seines Prozesses vor der Berliner Justizbehörde Selbstmord verübt.

Justizpressesprecher Rüdiger Reiff bestätigte einen entsprechenden Bericht der Berliner Morgenpost von gestern. Der Anwalt habe ihn über den Tod des Angeklagten informiert. Ein Totenschein liege jedoch noch nicht vor. Die genaue Todesursache werde aber in den nächsten Tagen noch bekanntgegeben.

Ob der für Montag angesetzte Prozeß wegen Spionage für die DDR nun nur gegen die mitangeklagte Ehefrau Helga Thomas stattfinde, sei noch unklar. Ein anderer Termin wurde ebenfalls nicht genannt. Das Ehepaar hatte die ihm zur Last gelegten Vorwürfe und Taten der Vergangenheit stets bestritten.

Gegen das Politiker-Ehepaar (beide SPD) war im März 1994 von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Anklage vor dem Berliner Kammergericht wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit für das ehemalige DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) erhoben worden. Sie seien unter den Decknamen „Hans“ und „Marcella“ geführt worden.

Bodo Thomas – 1971 bis Februar 1989 Mitglied des Abgeordnetenhauses und Mitglied des Präsidiums – war im Februar 1993 vorläufig festgenommen, später unter Auflagen aus der Haft jedoch entlassen worden. Die Immunität seiner Frau, seit März 1989 im Abgeordnetenhaus, war im Mai 1993 aufgehoben worden. Die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna Renate Laurien, legte heute bei der Sitzung eine Schweigeminute ein. dpa

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