piwik no script img

The Show Must Go On

■ Trapezkünstlerin abgestürzt / Ohne Netz in der Kuppel arbeiten ist Praxis

Die 19jährige Artistin Marusha Garcia ist am Samstag nachmittag bei einer Trapeznummer im Friedrichstadtpalast aus über fünf Metern Höhe abgestürzt. Sie erlitt ein Blutgerinsel im Kopf und eine Lungenflügelquetschung. Die junge Frau wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und dort operiert. Nach Auskunft der Ärzte ist ihr Zustand stabil, eine genauere Prognose sei jedoch erst am Mittwoch möglich.

Der Unfall ereignete sich während der ersten Minuten des Auftritts der vierköpfigen „Garcia Family“. Die ungezählte Male ausgeführte und relativ einfache Passage ging aber dieses Mal schief. Nach einem „Blackout“, so vermutet ihr Bruder und zugleich Artistenpartner Pablo, ließ Marusha Garcia plötzlich seine Hand los und stürzte mit voller Wucht auf den Bühnenboden. Kein Netz fing sie auf.

„Die Spitzenartisten arbeiten nun einmal so“, begründet Karsten Kranewitz vom Pressebüro des Friedrichstadtpalastes die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen gegenüber der taz. „Das gehört zu ihrem Berufsethos.“ Nur während der gefährlichsten Darbietungen sind die Trapezkünstler mit einer Drahtseilaufhängung gesichert. „Marusha war aber noch nicht bei einem gefährlichen Trick“, sagte nach dem Absturz der Sprecher des Revuetheaters, Günter Strohbach.

Zwar war die Show nach dem Absturz unterbrochen worden, doch an einen Abbruch dachte ernsthaft niemand, so Kranewitz. Das sei im Theatergeschäft unüblich. „The Show Must Go On“, entschied denn auch Intendant Sascha Iljinskij per Telefon. Den Zuschauern war es recht so. Mit Ausnahme einer Schwangeren, bei der wegen der Aufregung die Wehen einsetzten und die ebenfalls ins Krankenhaus kam, blieben sie alle bis zum Ende. Viele waren zwar geschockt, aber Kranewitz weiß: „Die Leute finden vor allem die gefährlichen Sachen aufregend.“

Noch eine gefährliche Sache war im Programm, eine Artistennummer an einem Tuch – wie üblich ohne Netz. „Wir waren natürlich aufgeregter als sonst“, beschreibt Kranewitz die besondere Spannung. Es passierte glücklicherweise nichts – wie zumeist. Und die Zuschauer applaudierten. Holger Heimann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen