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■ Schlager-Grand-Prix: Kampfsingen hinter den KulissenDreiklang, sauber gerülpst

Dublin (taz) – Das hat das irische Fernsehen RTE schlau eingefädelt: Beim Europäischen Schlagerwettbewerb am Samstag in Dublin schickte man offiziell ein chancenloses Plagiat ins Rennen, während der echte Beitrag unter norwegischer Flagge antrat: „Nocturne“, ein keltisches Stück, ist ein gemeinsames Projekt des Norwegers Rolf Løvland und der irischen Violinistin Fionnuala Sherry vom RTE-Konzertorchester (Foto). Zur Tarnung ließ man die Sängerin Gunnhild Tvinnereim genau 24 Worte auf norwegisch singen.

„Streng genommen war das ein Instrumentalstück“, meinte die irische Sängerin Dana, die den Wettbewerb vor 25 Jahren zum ersten Mal für Irland gewonnen hatte. „Man muß die Teilnahmebedingungen neu definieren, denn auch der britische Beitrag war ja kein Schlager, sondern Rap.“ Beim irischen Fernsehen war man jedenfalls zufrieden, daß Norwegen 1996 das Spektakel ausrichtet, nachdem RTE dreimal hintereinander dafür berappen mußte.

In diesem Jahr hat das Kampfsingen umgerechnet rund 5,5 Millionen Mark gekostet. Ein Großteil davon verschlangen die Sicherheitsvorkehrungen: Halb Dublin war abgesperrt, auf dem Weg zum Point Theater am Hafen mußte man ein halbes Dutzend Kontrollstellen passieren, während im Hafenbecken Taucher nach tickenden Fischen Ausschau hielten.

Nicht gerade billig war auch der Pausenfüller, Micheál O Suilleabháins Chorgesang „Lumen“. Die Benediktinermönche von Glenstal Abbey in Limerick, die mehrere „Alleluia“ beisteuerten, waren übrigens längst im Bett, als die Sendung lief. Ihr lateinischer Gesang wurde per Konserve eingespielt. „Wir müssen um sechs Uhr aufstehen und ab halb sieben beten“, sagte Klosterchef Dominic Johnson (nicht identisch mit dem von der taz), „und wir lassen uns den gewohnten Tagesablauf nicht durcheinanderbringen.“ Allerdings glaubt Johnson, daß der Ordensgründer, der heilige Benedikt, durchaus stolz auf seine Mönche gewesen wäre. „Beten und arbeiten – das war sein Motto“, sagte der Pfarrer, „aber er war kein Kind von Traurigkeit. Er war sehr weise und erklärte, daß ein Mönch jeden Tag eine halbe Flasche Wein zum Lunch trinken sollte. Leider halten wir uns in Irland nicht an diese Regel.“

Vielleicht die Mönche nicht – die Kellner und Kellnerinnen im Pressezelt entsprachen dagegen vollauf den Vorurteilen, die man über die Grüne Insel hegt. Ihre Aufgabe war es eigentlich, die Bierflaschen aus den Kühlschränken zu reichen und sie zu öffnen. Am Anfang ging das auch gut. Doch schon nach wenigen Songs war bei ihnen offenbar die Schmerzgrenze erreicht, und sie suchten im Alkohol Zuflucht. Während sie anfangs jedes Lied noch mehrstimmig begleiteten, veranstalteten sie nach dem zwölften Beitrag ihren eigenen Wettbewerb und grölten Trinklieder. Als alternativer Pausenfüller lagen die Kellner und die Kellnerinnen dann heftig knutschend zwischen den Kühlschränken, gaben das Öffnermonopol aber bis zum Schluß nicht aus der Hand. Als eine holländische Kollegin einen Kellner bat, ihre Guinnessflasche zu öffnen, sah er sie aus glasigen Augen an, rülpste einen sauberen Dreiklang und öffnete die Flasche mit den Zähnen.

Und nun wieder das beliebte taz-Eurovisionsquiz: Der Jury welchen Landes verdankt der deutsche Beitrag seinen einzigen Punkt? Antworten bitte bis zum 19. Mai an die taz-Wahrheit. Zu gewinnen ist eine „Nocturne“-CD aus Norwegen. Als zweiten Preis gibt es ein von Dana signiertes Programmheft: „To taz – Love – Dana.“ Ist das nichts? Ralf Sotscheck

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