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Unterm Strich

Die jeweils neueste Folge der Fortsetzungsnachricht „Rolf Hochhuth und das Berliner Ensemble“ wird bald eine eigene Redaktion erfordern. Jetzt hat der Berliner Kultursenat nämlich mit höchsteigenen Recherchen begonnen. Erbarmungslos gründlich werden jetzt die Haken und Ösen der ganzen BE-Geschichte in ein Zeitungsrandspaltendasein aufgelöst werden. Tag für Tag. Neues zur Eigentumsfrage: Die erste Eintragung im Grundbuch von 1897 nennt die GmbH Neues Theater (später: Neues Operettenhaus GmbH). 1933 ordneten die Nazis eine Zwangsversteigerung an. Wenn sich herausstellen sollte, daß dabei ein jüdischer Besitzer enteignet wurde, dann wird nichts aus Hochhuths Holzapfel-Pakt mit der Erbengemeinschaft Saloschin und Klaus Wertheim. Hübsches Detail: Ganze zwanzig Anträge auf Restitution sind in den Senatsschubladen mittlerweile gefunden worden. Und kein Ende abzusehen. Weltweit nicht. Denn jetzt wird der aufhaltsame Aufstieg des Rolf H. auch in Frankreich zum Thema gemacht. In der Mitte der allerersten Seite von Le Monde prangte gestern ein Artikel über den Streit ums BE. Eine „starke Persönlichkeit“ wird darin nicht nur Heiner Müller, sondern auch Rolf Hochhuth bescheinigt. Wenige Zeilen später jedoch datiert Luc Rosenzweig Hochhuths Dramatikerruhm („Der Stellvertreter“, uraufgeführt 1963) in die 50er Jahre zurück. Auch ein hübsches Detail. Ansonsten auch von Westen nichts Neues.

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