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Rote werden rot-grün

In Düsseldorf deuten alle Zeichen in der SPD auf Rot-Grün / Verhandlungsdelegation bestimmt  ■ Von Walter Jakobs

Düsseldorf (taz) – Die Koalitionsverhandlungen zwischen der nordrhein-westfälischen SPD und den Bündnisgrünen werden in der nächsten Woche beginnen. Auch bei der SPD steht inzwischen die Verhandlungsdelegation fest. Am späten Dienstag abend fiel im Landesvorstand die Entscheidung. Neben dem Landesvorsitzenden Johannes Rau gehören diesem Gremium seine beiden StellvertreterInnen Gabriele Behler und Christoph Zöpel, Staatskanzleichef Wolfgang Clement sowie die Bezirksvorsitzenden Anke Brunn, Heinz Schleußer und Franz Müntefering an. In der nächsten Woche stoßen noch der neu zu wählende Fraktionschef und eine Person aus der Fraktionsgeschäftsführung hinzu. Außerdem hat Rau freie Hand, zwei weitere Fraktionsmitglieder nach Belieben hinzuzuziehen.

Um den durch das Ausscheiden von Friedhelm Farthmann frei gewordenen Fraktionssitz spielt sich unterdessen hinter den Kulissen ein hartes Ringen ab. Umweltminister Klaus Matthiesen, dessen Ministerium im Fall einer rot-grünen Koalition auf jeden Fall an die Grünen fiele, strebt mit Macht an die Fraktionsspitze – zum Leidwesen zahlreicher SPD-Abgeordneter. Viele fürchten um den rot-grünen Erfolg, wenn dem affärengeplagten Poltergeist Matthiesen, der in der Vergangenheit immer wieder gegen eine rot-grüne Koalition in Düsseldorf polemisiert hatte, der Sprung auf den Chefsessel gelänge. Neben Matthiesen wird sich nach Informationen der taz der zunächst zögernde Verkehrsminister Franz-Josef Kniola auch um den Posten bewerben. Dann, so hieß es gestern aus gut informierten SPD-Kreisen, „hat Matthiesen keine Chance“. Am liebsten sähe die Fraktion allerdings den jetzigen Finanzminister Heinz Schleußer an ihrer Spitze. Doch der sträubt sich noch. In der SPD traut man dem in der Partei geschätzten Traditionalisten noch am ehesten den jetzt erforderlichen politischen Spagat zu: Nämlich einerseits das konservative Milieu der SPD für Rot-Grün zu erwärmen und andererseits den Grünen im verbindlichen Ton, aber in der Sache hart, Paroli zu bieten.

Ob Schleußer bei seinem Nein bleibt, wird spätestens am Sonntag klar sein. Dann kommt die SPD- Landesspitze erneut bei Rau in Wuppertal zusammen. Rau selbst hat am Dienstag vor der SPD-Bundestagsfraktion erklärt, es werde eine rot-grüne Koalition geben, „wenn die Konditionen stimmen“. Und weiter: „Ich will, daß wir erfolgreich regieren, so erfolgreich, daß daraus Signale entstehen.“ Ob er als Ministerpräsident zur Verfügung steht, ließ Rau zwar auch gestern noch offen, aber man trifft in der SPD kaum noch auf jemanden, der daran zweifelt.

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