piwik no script img

■ Press-SchlagPelé verdient an Maradonas Wechsel

Nicht in Argentinien, sondern in Brasilien will also Diego Armando Maradona (34) seine unvergleichliche Karriere beenden. Seinen Landsleuten mag dies als Hochverrat erscheinen, doch für Maradona in seiner derzeitigen Lage ist die Aussicht, für den berühmten Fußballklub Santos zu spielen, wo bereits Brasiliens größter Fußballer Pelé Karriere machte, ein unwiderstehlicher Reiz. Und der Handel scheint gemacht. „Spätestens innerhalb einer Woche ist der Vertrag mit Santos unter Dach und Fach“, erklärte Renato Duprat, Vorsitzender der Firma Unicor, die den traditionellen Fußballklub sponsert, gegenüber der taz. Das Geschäft mit dem argentinischen Fußballgenie fädelte Pelé (54) höchstpersönlich ein. Brasiliens Sportminister schlug Maradona vor, sein später Erbe bei Santos zu werden. „Den Preis für Maradona kann zur Zeit jeder zahlen“, versichert Sponsor Duprat, „doch nur Pelé kann ihm das Trikot mit der Nummer zehn anbieten.“ Die großmütige Geste ist nicht ganz uneigennützig: Seine an der Vermittlung Maradonas beteiligte Firma „Pelé Sports & Marketing“ sicherte sich das Exklusiv- Recht für die kommerzielle Nutzung des Markenzeichens „Maradona“.

Da tun sich also zwei zusammen, denen die Gegenwart etwas banal vorkommt, und die es daher drängt, eine glorreiche Vergangenheit wiederaufleben zu lassen. Nachdem Maradona aus mißglückten Trainerkurzeinsätzen keine rechte Perspektive erwachsen ist, „war er in Argentinien eigentlich ohne Aufgabe“, sagt etwa der Palmeiras-Sprecher Marcio Anaya. Und der Fußballklub der brasilianischen Hafenstadt Santos, der hauptsächlich durch die Taten Pelés globale Berühmtheit erlangte, verspricht sich durch den großen Namen zumindest ausverkaufte Stadien. Womöglich gar mehr. Neben Maradona wird gerade mit Palmeiras' Konkurrenzklub über eine Verpflichtung Edmundos verhandelt, ebenfalls eine Offensivkraft, „ebenfalls unberechenbar, aber genial“, so Palmeiras- Sprecher Marcio Anaya.

Der brasilianische Sportjournalist Armando Nogueira bezweifelt den Erfolg der brasilianisch-argentinischen Marketingstrategie: „Heute spielt er, morgen hört er auf, das ist so in diesem Alter“, gibt er zu bedenken. Für die echten Fußballiebhaber sei Maradona längst zu einer sehnsüchtigen Erinnerung geworden. Santos-Trainer Joaozinho aber erhofft sich von Maradona einen „positiven Reflex“: „Die Leistung der Mannschaft als Ganzes wird dadurch wachsen“.

Und das Alter? Ende September läuft seine Doping- Sperre ab, bis dahin, sagt Sponsor Duprat, „werden wir ihn schon wieder körperlich aufpäppeln“. Und dann wird alles gut: „Maradona hat noch mindestens vier Jahre Zeit zum Spielen.“ Astrid Prange, Rio de Janeiro

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen