piwik no script img

Kroaten beschleunigen Rückzug

■ UN-Sicherheitsrat droht Zagreb und den Krajina-Serben

New York/Sarajevo (AP/dpa)

Der Weltsicherheitsrat hat einstimmig den unverzüglichen und vollständigen Rückzug der kroatischen Soldaten und der Krajina- Serben aus den UN-Pufferzonen in Kroatien gefordert. Das Gremium kündigte am Mittwoch abend in New York weitere Schritte an, falls militärische Handlungen zu einer Eskalation der Lage in Kroatien führen sollten.

Kroatien hatte am Dienstag einen Abzug seiner Truppen zwar zugesagt, diesen nach Angaben von UN-Diplomaten jedoch nicht abgeschlossen. UN-Sprecher Joe Sills erklärte, am Mittwoch hätten sich noch mehr als 1.000 kroatische Soldaten und Hunderte Krajina- Serben in den betroffenen Landstrichen aufgehalten. Allerdings hätten beide Seiten ihren Rückzug nach der Resolution des Sicherheitsrates beschleunigt.

In Sarajevo kehrte gestern nach zweitägigen Kämpfen erstmals wieder relative Ruhe ein. Bis zum Mittag schlug eine Granate auf einem Marktplatz ein, wobei eine Person ums Leben kam und mindestens sechs weitere verletzt wurden. Zwei Zivilisten wurden von Heckenschützen verwundet, zwei russische Blauhelme erlitten Verletzungen, nachdem sie auf eine Mine getreten waren. Trotz des Abflauens der Kämpfe traute sich kaum jemand auf die Straße; vereinzelt hasteten Bewohner aus Angst vor Heckenschützen im Laufschritt über offene Flächen.

Der am Mittwoch geschlossene Flughafen wurde für UN-Flüge wieder geöffnet, doch sperrten Regierungstruppen und bosnische Serben die Zufahrtswege zum Flughafen für UN-Personal. Vertreter der UNO erklärten, führende Generäle der Kriegsparteien hätten mündlich zugesichert, auf neue Angriffe vorerst verzichten zu wollen. Am Mittwoch hatten die UN noch 1.000 Explosionen gezählt und mehr als 5.000 Schußwechsel gezählt. Auch im Norden und Westen Bosniens flauten die Kämofe ab. Dort hatten die Regierungstruppen in den vergangenen Tagen Land zurückerobert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen