: Aus dem OP ins eigene Bett
■ Ambulante Operationen: Verdoppelungen in einem Jahr / Wenn die PatientInnen aufgewacht sind, dürfen sie auch schon gehen
Hannover Mit einem weißem Kittel bekleidet liegt die 57 Jahre alte Patientin nervös im Bett. In einer halben Stunde wird sie am rechten Knie operiert. Danach darf sie das Operationszentrum in Hannover sofort wieder verlassen und nach Hause gehen. Rund 1,8 Millionen solcher ambulanten Eingriffe wurden 1991 nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in OP-Zentren, bei niedergelassenen ÄrztInnen oder auch in Krankenhäusern vorgenommen. 1992 waren es mit 3,5 Millionen Operationen bereits doppelt soviele. Und die Zahlen steigen weiter
In das OP-Zentrum in Hannover kommen 15 niedergelassene ÄrztInnen, um ihre PatientInnen ambulant zu operieren. „Jährlich haben wir etwa 2.500 Patienten“, sagt der Leiter des Zentrums, Hans-Joachim Prange. „Meistens richten Anästhesisten solche OP-Zentren ein. Sie organisieren bis zur Narkose alles, was zur Operation gehört. Den Eingriff selbst nimmt dann der Facharzt vor“, erklärt er. Allein in Hannover gibt es sieben solcher ambulanter Zentren.
Vor dem Eingriff hat die 57 Jahre alte Patientin keine Angst. „Ich weiß nur nicht genau, wie ich heute mittag die Treppen hochkommen soll.“ Zum Üben hatte sie schon einige Tage zuvor Krücken bekommen. Noch einmal bietet der Chirurg seiner Patientin die Operation im Krankenhaus an. Doch sie entscheidet sich für den ambulanten Eingriff und wird in den OP geschoben. Sobald die Narkose wirkt, wickeln zwei Krankenschwestern ihr das Bein ab, um das Blut aus dem Knie zu treiben.
Keine Stunde dauert die Behandlung, bei der der Arzt das aufgefaserte Gewebe vom Meniskus abtrennt. Die Möglichkeit, sich nach kleineren Operationen daheim ins eigene Bett legen zu können, empfänden viele Patienten als Erleichterung, meint Heidrun Klingebiel. „Als wir 1989 unsere Praxis aufgemacht haben, war ambulantes Operieren noch ziemlich unbekannt“, sagt die Anästhesistin, die wie Prange ein OP-Zentrum in Hannover leitet.
Zwar habe die Bundesregierung schon 1988 das ambulante Operieren fördern wollen, doch erst seit Minister Horst Seehofers (CSU)Gesundheitsreform hätten viele Fachärzte und Anästhesisten diese Lücke erkannt. Mittlerweile habe es sich aber herumgesprochen: 10 000 Patienten seien bisher bei ihr operiert worden. 25 Ärzte aller Fachrichtungen nutzen ihr OP-Zentrum.
Eine Stunde nach ihrer Meniskus-Operation lächelt die 57jährige erleichtert: „Mir geht's gut.“ Dann schließt sie die Augen – sie ist noch ein bißchen benommen von der Narkose. Sobald sie richtig wach ist, kann ihr Mann sie abholen.
Mechthild Ostendorf, dpa
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