piwik no script img

Brand in der City: drei Tote

■ Unterkunft für Drogenabhängige am Wall brannte aus

Um 2.55 Uhr am Freitag wurde die Feuerwehr von einem Anwohner gerufen, um 3.05 war sie zur Stelle: vor der Unterkunft für Drogenabhängige, Am Wall 65. Hohe Flammen schlugen aus den Fenstern des dreigeschossigen Gebäudes. Für zwei Frauen, 20 und 26 Jahre alt, und einen 32jährigen, alle drei aus Bremen, kam jede Hilfe zu spät. Sie wurden im Treppenhaus gefunden. Todesursache: Rauchvergiftung. Wahrscheinlich hatten sie versucht, vor dem Brand im ersten Stock über das Dach zu fliehen, vermutet die Polizei.

Gerettet werden konnten über eine Drehleiter eine 31jährige und ihr 28jähriger Freund. Beide haben schwere Brandwunden, die Frau schwebt noch in Lebensgefahr. „Bei Brandopfern ist die Entwicklung immer sehr unklar, und die Frau hat Brandwunden dritten Grades“, sagte ein Polizeisprecher gestern mittag.

Noch ermittelt die Kripo. Hinweise für einen technischen Defekt als Brandursache hat sie bislang nicht gefunden, auch keine Brandbeschleuniger. Eine absichtliche Brandstiftung schließt die Kripo derzeit also aus. Möglich sei aber eine fahrlässige Brandstiftung. Befragungen der anderen HausbewohnerInnen hätten ergeben, daß sich das Pärchen in seinem Zimmer laut gestritten habe, dort sei dann auch der Brand ausgebrochen – vielleicht durch eine umgekippte Kerze oder eine brennende Zigarette.

Das Feuer habe sich wegen der Holzvertäfelungen in den Räumen schnell ausgebreitet, so die Polizei. Um 3.50 Uhr meldete die Polizei „Feuer aus“. Bei den Löscharbeiten wurde auch ein Feuerwehrbeamter verletzt, er erlitt Brandverletzungen an den Armen.

Das Amt für Soziale Dienste West hat seit mehreren Jahren einen Vertrag mit dem Hausbesitzer für 9 Zimmer mit insgesamt 18 Betten. Pro Person und Tag zahlt das Amt 40 Mark an den Betreiber der Unterkunft. 1991 hatte die Wohnungshilfe den Vertrag gekündigt wegen mangelnden Brandschutzes und mangelnder Sauberkeit. Doch diese Mängel seien dann behoben worden, das Bauordnungsamt habe wieder Grünes Licht gegeben, so ein Mitarbeiter des Amtes für Soziale Dienste.

Das Haus wurde durch den Brand vollständig zerstört. Der Sachschaden dürfte mehrere hunderttausend Mark betragen, schätzt die Polizei.

cis/Foto: K.H.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen