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1.000 schwarze Ballons

■ Potsdamer Platz: Greenpeace protestiert gegen Ozonkiller

„Massenhafte Funde von Siliciumdioxid auf Baustellen“ trieben vor geraumer Zeit BürgerInnen den Angstschweiß auf die Stirn. Die gewissermaßen auf Sand gebaute Nachricht stammte allerdings aus dem Hause des Satiremagazins Eulenspiegel.

Ganz und gar nicht komisch ist hingegen, was durch Berlins Großbaustellen derzeit zur Zerstörung der Ozonschicht beigetragen wird. Mit einer Aktion machte die Umweltschutzorganisation Greenpeace gestern vormittag auf die massenhafte Verwendung FCKW- haltiger Dämmplatten in der Baugrube des Daimler-Benz-Konzerns aufmerksam. „Himmel über Berlin, wir löchern ihn“ – 1.000 schwarze Gasballons symbolisierten am Bauzaun Reichpietschufer das Volumen jener FCKW- Menge, die in diesen Tagen am Potsdamer Platz verbaut wird. Fünfzig Kubikmeter, so Carsten Körnig, Leiter des Berliner Greenpeace-Teams, das sei ausreichend, um zwei Millionen Kubikmeter der Ozonschicht zu zerstören. Man habe vor der Aktion auf der debis- Baustelle Proben genommen. „Laboranalysen bestätigten den Verdacht, daß die Dämmplatten den teilhalogenierten FCKW 142b enthalten.“

Die Verwendung dieser sogenannten HFCKW auf Europas größter Baustelle ist kein Einzelfall, meinte der Greenpeace-Sprecher. In Berlin, so wird geschätzt, wurden allein im letzten Jahr 200 Tonnen des Ozonkillers verbaut, so beim Großbauvorhaben „Friedrichstadtpassagen“, beim Neubau der Außenstelle des Bundesjustizministeriums sowie beim Neubau der Börse in Charlottenburg.

Tatsachen, denen der Senat relativ hilflos gegenübersteht. „Eine Selbstbeschränkung hinsichtlich bestimmter Baustoffe wie bei öffentlichen Bauten gibt es bei privaten Bauherren nicht“, so Bauordnungsrechtsfachmann Eckhard Müller. Druck wie bei öffentlich geförderten Bauten könne nicht ausgeübt werden. Der Baustoff sei zugelassen und falle nicht unter die Schadstoffverordnung; insofern seien dem Senat die Hände gebunden. Kathi Seefeld

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