Ahmet allein zu Haus

■ Türkische Filmtage im Kino 46: zwischen Hollywood-Persiflage und politischer Aufklärungsarbeit

Mit einzelnen guten Filmen kann man das Publikum kaum noch ins Kommunalkino locken. Aus dieser Erkenntnis heraus setzen die Organisatoren jetzt immer mehr auf Pakete: thematische Reihen und Filmtage, die einzelnen Ländern und Kulturen gewidmet sind. Das irische Filmfest war ein erster großer Erfolg, die kleine Reihe mit israelischen Filmen ist gerade vor zwei Wochen gelaufen. Ab Donnerstag folgt nun ein Programm, für das es in Bremen tausende von potientiellen ZuschauerInnen gibt. Denn wann können unsere türkischen MitbürgerInnen schon mal im Kino Filme aus ihrer Heimat sehen?

Über Satellit und als Video werden sie üblicherweise mit den heimischen Massenproduktionen gut bedient. Die etwas anspruchsvolleren, auch künstlerisch interessanten Filme der neuen Generation von türkischen RegisseurInnen aber bekommt man außerhalb des Landes kaum zu sehen. Fünf solcher Filme haben die Bremer Mediengruppe „Regenbogen“ und das Kommunalkino für die ersten türkischen Filmtage in Bremen ausgewählt. Alle waren in der Türkei auch kommerziell erfolgreich; das Publikum braucht also keine Angst vor allzu schwerer Filmkunst zu haben.

„Amerikali“ von Serif Gören (Do. 20.30 Uhr) etwa ist eine wilde Komödie über einen in Amerika reich gewordenen Türken, der nach Hause kommt, um an seinen einstigen Feinden Rache zu nehmen. Dabei plündert der Regisseur gnadenlos und zum Teil sehr komisch den Fundus des neueren Hollywoodkinos, durchsetzt mit Szenen und Erzählsträngen, die direkt aus „Pretty Woman“, „Basic Instinct“ oder „Kevin allein zu Haus“ abgekupfert wurden.

Für den Mit-Organisator Ahmet Güler ist es wichtig, diesen Film hier zu zeigen: Die Träume der ArbeitsemigrantInnen vom Reichtum und von einer triumphalen Rücckehr in die Heimat werden hier sehr pointiert kommentiert. Deshalb läuft im Vorprogramm zu diesem Film auch Ayhan Salars in Bremen produzierter Kurzfilm „Totentraum“, der das gleiche Thema mit ganz anderen Mitteln behandelt.

Der einzige Regisseur im Programm, der auch außerhalb der Türkei bekannt wurde, ist Erden Kiral, dessen Film „Eine Saison in Hakkari“ in deutschen Kinos zu sehen war. Wie dieser handelt auch sein neuer Film „Mavi Sürgün“ von einem Intellektuellen, der in die Verbannung geschickt wird. In einer Nebenrolle spielt in dieser europäischen Koproduktion auch Hanna Schygulla mit – bei der Vorführung am Samstag um 20.30 Uhr wird der Regisseur (als einziger Gast, dessen Reisekosten die OrganisatorInnen sich leisten konnten) selbst anwesend sein.

„Uzlasma“ von Oguzhan Tercan (So. 20.30 Uhr) untersucht die Hintergründe der Ermordung des Chefredaktuers einer Tageszeitung durch den späteren Papst-Attentäter Agca. Dieser Film basiert auf Tatsachen und ist mehr auf Aufklärung denn auf Spannung bedacht. „Piano Piano Bavaksiz“ von Tunc Basaran beschreibt die Erinnerungen eines neunjährigen Jungen an das arme aber idyllische Leben im Istanbul der 40er Jahre. Dieser Film gewann auch Preise als Jugend- und Kinderfilm.

Die Bremer VeranstalterInnen der Filmtage können noch so gut organisieren und vorbereiten – wenn bei der Filmlieferung geschludert wird, sind sie halt die Dummen. So sind zum Teil schlicht andere Filmkopien angekommen als bestellt, und deshalb läuft als fünfter Film (Fr. 20.30 Uhr) nicht derangekündigte „Iki Kadin“ sondern der Film „Pehlivan“, von dem die OrganisatorInnen nur wissen, daß er von Ringkämpfern im anatolischen Hochland handelt und Tarik Akan die Hauptrolle spielt. hip

Kino 46, Waller Heerstr. 46, Do. bis. So., jeweils 20.30 Uhr